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Scheme-Obed am 11.02.2000 im Gasthaus Jägerhaus in Villingen

Am 11.02.2000 fand im Gasthaus Jägerhaus wieder ein Scheme-Obed der Arbeitsgemeinschaft Villinger Fasnet statt. Im vollbesetzten Nebenzimmer fanden sich rund hundert Gäste ein.

Als erster Punkt wurde das Lebenswerk des im März 1999 leider zu früh verstorbenen Christoph Ebert vorgestellt. Unter Mithilfe der Mutter von Christoph Ebert konnte das Schaffen nahezu lückenlos dargestellt werden. So waren Skizzen und Arbeiten zu sehen, die er bereits als
Gymnasiast gefertigt hatte. Desweiteren konnte sein Gesellenstück vorgestellt werden. Über sakrale Darstellungen, eine am barocken Vorbild anlehnende Putte bis zu einer geschnitzten Stuhllehne konnte die weite Bandbreite des Schaffens gezeigt werden. Das Christoph Ebert ein
hervorragender Schemenschnitzer gewesen ist konnte mit 28 Schemen eindrucksvoll unter Beweis gestellt werden. Bis hin zu seiner zweitletzten geschnitzten Scheme waren es vor allem glatte Schemen die gezeigt wurden. Es fehlten jedoch auch Surhebel und Murbele nicht, sowie eine Villingerinnen Scheme, von denen er zwei geschnitzt hatte. Bei der Vorstellung seines Lebenswerkes wurde noch ein Nachruf verlesen der von Sabine Przewolka verfasst worden war.

Als weitere Punkt wurden Schemen vorgestellt, die aus der näheren Umgebung von Villingen stammen.

Als erstes wurden zwei Schemen aus Schörzingen gezeigt, die in der Darstellung den Jud und die Jüdin darstellen. Die vorgestellten Schemen sind Nachbildungen des Paares, welches heute noch im Privatbesitz einer Schörzinger Bürgerinn befindet. Aufgrund eines Bilddokumentes,
konnte gezeigt werden, dass die Schemen bzw. Larven 1930 bei einem Narrentreffen in Rottweil getragen wurde. Das die Bürger jüdischen Glaubens schon im Mittelalter, als negative Besetzung in der Fasnet dargestellt worden sind ist hinlänglich bekannt. Um so interessanter
ist es, dass die zwei vorgestellten Schemen, nach dem zweiten Weltkrieg nicht mehr getragen wurden.

Als nächstes konnten Schemen aus Schömberg gezeigt werden. Das "Fransenkleidle", so wurde berichtet, stammt aus dem Rokoko und wurde nach dem jetzigen Wissensstand aus dem französischen "Importiert".

Der "Fuchswadel" stellt als Scheme eine geschlechtslose Person dar und war im Kleid den ärmeren Leuten vorbehalten. Es konnte eine sehr alte Scheme (Larve) bewundert werden die, so wird vermutet, aus der Werkstatt eines Schnitzers, namens Kammerer stammt, der in Rottweil ansässig war. Die Scheme stammt aus den Jahren zwischen 1750-1800.
Zum "Husaren" erzählt man sich folgenden Geschichte, aus der diese Einzelfigur entstanden ist: So musste aus einer innigen Liebschaft ein Mann in den Österreichischen Erbfolgekrieg (1740-48) ziehen. Nachdem der Liebhaber aus diesem Krieg nicht mehr zurückkehrte, wurde von der Dame seines Herzens im Angedenken an ihren Liebhaber, die Figur des "Husaren" geschaffen.
Als älteste Scheme konnte noch der "Harzer" gezeigt werden. Harzer ist ein Familienname. Die Scheme stammt aus dem Jahr um 1730-1750 und wurde in den Napoleonischen Kriegen aufgrund der Fasnetsverbote, samt dem dazugehörigen Kleid (Häs) in einen Kamin ein-gemauert. Ende des 19-ten Jahrhunderts, wurde dieses Wertvolle Stück bei Umbauarbeiten wieder entdeckt.

Dass die Narren nicht nur mit Holzschemen, sondern sich auch mit anderen Dingen her-mummen, stellte ein Vortrag aus Überlingen unter Beweis. Der Überlinger Hansel trägt eine Haube oder Kappe aus Stoff. Die überlange Nase oder Rüssel versinnbildlicht in der Deutung den Teufel.
Überhaupt wird der Hansel auch als Teufel oder Tod gedeutet. Noch heute stört ein Hansel bei der Schwedenprozzession durch Knallen mit der Karpatsche (kurzstielige Peitsche) die heilige Wandlung, was die Abkehr der Narren von Gott deutlich macht.

Gäste aus Bräunlingen überraschten ebenfalls mit alten Schemen (Lavere). So konnte man eine Scheme des Bräunlinger Hansels bewundern, die Ende 1800 geschaffen wurde und bis vor fünf Jahren ein Dasein auf einem Bräunlinger Speicher fristete. Desweiteren wurde eine Hansel-Scheme von ca. 1930 gezeigt, die vermutlich von einem Schnitzer, Namens Hummel geschaffen wurde.

Ein weiterer Referent zeigte die Geschichte des Donaueschinger Hansels auf. So wußte dieser zu berichten, dass der älteste Hansel im Landesmuseum von Karlsruhe steht und aus dem 17.ten Jahrhundert stammt.
Die Donaueschinger Hansel waren auch nicht im Privatbesitz. So wurde ein Häsverleih durch die Familie Rosinek betrieben und jeweils auf die Nachkommen vererbt.
Beim grossen Stadtbrand 1908 wurde nicht nur ein Drittel der Stadt zerstört. Bei diesem Brand konnten fünf Hanselhäser und zwei Hanselschemen gerettet werden. Eben diese zwei Hanselschemen konnten an diesem Abend bewundert werden. Ein weiterer Donaueschinger Hansel konnte vorgestellt werden, der aus der Werkstatt des Villinger Schemenschnitzers Manfred Merz stammt, die1960 geschaffen wurde. Leider steht den Eschinger Hansel derzeit kein Schemenschnitzer zu Verfügung der Handgeschnitzte Schemen, bzw. Lavere fertigt. So sind in den letzten Jahren immer mehr gefräste Schemen in Donaueschingen unterwegs.

Zum Abschluss wurde der Bogen wieder zurückgespannt und es wurden in gewohnter Weise wieder Schemen aus Villingen vorgestellt. Der Auftakt hierzu machten die Künstler Domenikus Ackermann (Ölmüller) und Sieber alt. Desweiteren konnten Schemen von den Schnitzern Moser und Neukum gezeigt werden.

An dem Abend nahmen auch zeitgenössische Schnitzer teil, deren Werke ebenfalls vorgestellt wurden. Dies waren Schemen von Wöhrlin, Bösinger, Kiffe und Schmiechen. Weitere Schemen wurden von den Schnitzern Merz, Strengert, Scherer, Langenfeld, um nur einige Namen zu nennen gezeigt.

Nach diesen Interessanten Themen schloss der Schemen-Obed in gewohnt harmonischer Weise. Schon jetzt kann man gespannt sein, welche Themen beim den nächsten Veranstaltungen aufgegriffen werden. Alle Anwesenden waren sich einig, dieser Abend hatte sich wieder einmal gelohnt.