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Ein Abend der Villinger Schementräger im Münsterzentrum
Südkurier 7.2.2017


Beim Scheme-Obed im Münsterzentrum würdigten die Besucher die Besonderheiten der Villinger Fastnachtsmasken. Im Mittelpunkt stand das Wirken von Manfred Merz.


Im Mittelpunkt des 27. Scheme-Obeds im Münsterzentrum stand ein Mann, der wie kaum ein anderer die Villinger Fastnacht geprägt hat: Der Schemenschnitzer Manfred Merz. Wie viele Schemen Manfred Merz Zeit seines Lebens geschnitzt hat, umriss er einmal im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Es müssten so ungefähr 2000 gewesen sein, formulierte der im Oktober 2015 verstorbene Brauchtumsschützer. Die Zahl der zur Besichtigung abgegebenen Schemen im Münsterzentrum war beeindruckend. Eine lange Reihe der kostbaren Stücke aus Lindenholz waren hier fürsorglich auf langen Tischen aufgereiht. 210 Besucher konnte die Arbeits-gemeinschaft Villinger Fasnet verzeichnen, unter den Gästen weilte auch die Ehefrau des Schemen-Schnitzers.
Der rund einstündige Rückblick auf das Leben und Wirken des Villinger Originals rief erstaunliche Dinge ins Gedächtnis. Der in eine Künstlerfamilie hineingeborene Schemenschnitzer schuf als erster dem Morbili ein neues Gesicht und beendete hiermit die Ära der Wachsmasken. Er fertigte nicht nur für die Villinger Masken für Narro, Surhebel und Altvillingerin an. So geht unter anderem die Maske des Triberger Teufels auf ihn zurück, der Triberger Fuchs und Federeschnabel. Ebenso schnitzte er für die Donaueschinger Narrenzunft Masken, die erste lieferte er 1952 für damals 100 Mark, mit Fuchsschwanz und Putz. 1964 war dem Villinger Original in einem Donald-Duck-Heft sogar ein Bericht gewidmet und unter den zur Schau gestellten Masken befanden sich zwei Weckenzwinger-Masken aus Herbertingen.

Ein weiteres Villinger Original war der 1887 in der Bärengasse geborene Karl Durler, später in der Rietgasse beheimatet. Nicht viel genannt, weil der Nebenerwerbsschnitzer nur wenige Masken geschnitzt hatte und deshalb eher unbemerkt blieb. Aber als Fastnachter und Strähler war er bekannt und beliebt. Acht Schemmen wurden von ihm gezeigt. Auch ein anderes Villinger Original wurde gewürdigt. "D' Schemme" war Freund des Eiermanns Richard Säger. Den Spitznamen bekam der im Rosengässle aufgewachsene Erhard Fleig durch seinen markanten, dem Surhebel ähnlichen Gesichtsausdruck. Auf den Sonderling gehen der Überlieferung nach das Rietvogellied und der Glonkiwalzer zurück: Die Schemme, wie ihn ganz Villingen zeitlebens wegen seines oft wächsernen Gesichtsausdrucks nannte, war früher auch bekannt als Akkordeonspieler an den Villinger Stammtischen. Er komponierte unter anderem aus Texten des Villinger Dichters Hans Hauser einige Lieder. Wer zu jenen Zeiten in der Stadt lebte, der weiß: Um die Scheme rankten sich auch viele Gerüchte. So wurde immer wieder in der Stadt gemunkelt, er sei ein Spion der Gema und halte sich nur deshalb so oft auf so vielen Fastnachts- und Vereinsveranstaltungen auf, damit der Verein hinterher nach seiner Veranstaltung eine gesalzene Gema-Rechnung bekommt. Diese Vermutungen ließen sich aber nie bestätigen.
Auch um das Wirken von Dieter Schesnowki ging es beim Scheme-Obed. Er wuchs im Schatten des Villinger Romäusturms auf und wurde als Abkömmling einer Familie aus Tilsit als junger Mann natürlich rasch zum Narr. Er schnitze zunächst sich selbst eine Scheme, dann kamen weitere Stücke für Freunde hinzu. Schesnowski, der heute in Lörrach lebt, war eigens zu dem Abend nach Villingen herbeigeeilt.

Den Abend hatte Manfred Hermle mit einem Juchzger eröffnet. Karl Hoch erzählte über das alte Villingen, als es noch das Gasthaus Schwert gab. Jürgen Fauth referierte schließlich über das Wirken von Manfred Merz.