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Traugott Wöhrlin Schemeobed 11.02.2011
A de Schemeobed schwätzt mer bekanntlich
nit nu vu Scheme, sondern meistens au noch über weitere Fasnet-Theme
wie Häser, manchmol au über Schemeschnitzer oder Häsmoler
und andere Liit, wo mit de Villinger Fasnet irgendwie verbunde waret.
Un so e Person isch - oder vilmeh war - de Säger-Richard. De Säger-Richard senior war vu Beruf eigentlich Zimmermann, aber g'schafft hät er bi de Bahn. Und weil's in Villinge zu selere Ziit vil Iisebähnler gebe hät, hät er au extrem vil Bekannte g'het un fascht di ganz Stadt kennt. Umkehrt war er au selber mindeschtens bi alle alte Villinger un driber nuus als Original bekannt. Ich glaub nit, dass es domols en Villinger Narro gebe hät, wo no nie ebbis vom Säger-Richard g'hört g'het hät. Kenne g'lernt hab ich ihn Mitte der 50er Johr, wo ich
oft beim Moler Fuhrer i de Werkstatt war, un selli war jo g'rad zwei Hiiser
nebem Säger-Richard sim Huus i de Färberschtroß. Der war
so ebbis wie en Stammgast bis Fuhrers, vor allem, wenn's uf d'Fasnet zuegange
isch un dert e Portion Scheme zum Fasse a de Wand g'henkt sind, wo er
hät könne sin Senf dezuegä. De Moler Fuhrer war des natürlich au, un deswege
hän die zwei oft mitenand über d'Fasnet g'fachsimplet. Debei
hät de Säger vor em Fuhrer en zimliche Respekt g'het, obwohl
seler zum Root bi de Narrozunft g'hört hät un folglich i de
Sproch vum Säger on vu de "Kappemänner" war. Vu de
meischte vu dene hät de Säger nämlich nit vil g'halte un
behauptet, manche tätet sich dert iibilde, si hettet d'Fasnet erfunde
un wäret die einzige, wo uf dem Gebiet ebbis wüsstet. Debei
wäret die meischte vunene no nit emol gebore g'si oder hettet no
i d'Hose g'macht, wo er scho längscht en g'schandene Narro war. B'sunders
übel hät er dene glaub ich g'nomme, dass die die freundliche
Suribel, wo domols i d'Modi kumme sind. so toll g'funde hond. Er war de
Meinung, dass en Surhebel ebe en Suribel un kon Lachribel sii sott, en
uuzfridene, grätige un rääse Typ also,- mindeschtens aber
en kritische Schpötter. Dass es Strähle mit sonere Scheme schwieriger
wär wie mit ere Glatte, hät en überhaupt nit g'schtört.
Im Gegeteil ! Für ihn waret d'Suribel sowieso nu ebbis für g'schandeni
älteri Maschgere un nit für junge ohne Erfahrung. Bi de Frog um d'Häser un wer als Maschgere zu wem g'hört, war de Säger i sim Element un bsunders penibel. Ich erinner mich no ganz genau, wo ich selber um 1956 oder 57 s'ersch mol is Häs gange bin. Mer hät sich is Fuhrers Werkstatt aazoge, un d'Frau Fuhrer hät sich debii mit mir als Aafänger viel Müeh gä. Aber de Säger-Richard war halt au debii un hät jede Kleinigkeit kontrolliert : Wie mer sich richig uuspolsteret, so, dass mer e guete Statur abgibt un d'Rolle nit drucket, wie mer d'Hose unne a der Schue richig bindet, wie mer d'Rollerieme richtig sortiert un s'Fulard a de reächt Platz na macht un schließlich, wie mer d'Scheme richtig bindet. Uf em Dielebode vus Fuhrers Werkstatt han ich sogar mieße de Narroschritt vorführe, damit mer sieht, ob ich's au richtig mach. Uf jede Fall war's ihm wichtig, dass ich als junge Schnitzer
älle Details vu de Villinger Fasnetstradition kenne mießt,
weil mer e Tradition nu dann am Lebe erhalte un anere rummache könnt,
wemmer si devor bis is hinterscht Detail kenne tät. Mer könnt
sage, er hät sich als e Art Fasnet-Lehrer empfunde, so ähnlich
wie de Moler Fuhrer au, un übrigens nit nu mir gegenüber. Lange Vorträg halte war allerdings nit si Sach.
Er hät's meh mit kurze Aaregunge un Ufforderunge g'het, un die hän
meischtens mit dem Satz aag'fange: "du sottsch emol...". Natürlich han ich dodruf älles g'lese, was ich über die italienisch Commedia han kriege könne un bald g'merkt, was er g'mont hät: Dass nämlich de italienisch Arlecchino bzw. de deutsch oder der Wiener Hanswurscht mit sim glatte G'sicht sozusage de Urgroßvater vu unserm Narro war, und die alte Charakterfigure im Stroße-Stegreiftheater d'Urahne vum Suribelstachi un später vum Murbele. De Moler-Fuhrer hät als nu g'lacht, wenn ich im Säger-Richard sine G'schichte nit sofort kapiert han un hät mer's geduldig nochemol erklärt. De Säger selber isch als a de Fasnet am liebschte
als Suribel-Stachi im Häs g'si, meischtens ganz vornehm mit em schwarze
Umhängli unterem Narrokrage un nu selte mit em Blauhemd. Er hät
genau g'wisst, dass er eigentlich au ohne Häs un Scheme scho en fertige
Suribel-Typ war un im Grund nit als Narro taugt hät. Wo n'er sini
Murbele-Dame hergnomme hät, weiß ich nit, aber jedefalls hät
er immer oni am Ärmel g'het, wo genau zu nem basst hät. Ebbis
anders wär für ihn nie in Frog kumme, wil er g'funde hät,
s'wär a de Fasnet fasch jedi Lumperei erlaubt, solang mer ordentlich
aazoge un mit em richtige Mäschgerli-Typ unterwegs wär un mer
nit Sache zammeduet, wo im Narretheater nit zamme g'höret. Oomol allerdings hät er statt eme Murbele uubedingt e Altvilligerinne-Mäschgerle bruucht. Un wil er domols dodezue zwor e net Maidli gfunde aber ko Altvillingerinne-Scheme g'het hät, han ich ihm messe oni schnitze. S'war mi erschti un b'sunders schön isch sie nit worre. Aber mer hät si könne als Altvillingeri akzeptiere. De Grund defür war, dass de Säger in sellem Johr us em Nochlass vum Becker-Haas hät kenne der Ölmüller kaufe, soweit ich's beurteile kaa, oni vu de schönschte Scheme wo de Dominik Ackermann g'schnitzt hät. Dass es de Säger-Richard nit hät verhebe kenne, a de erschte Fasnet denoch mit selere Scheme stolz wie en Spanier uf de Gass rum z'laufe un sich bewundere z'lau, sel kaa mer verschtau, wenn mer en kennt hät - au wenn er eigentlich vu sim grobe Temprament her nit de Typ für en Narro war. Übrigens: dass er mit selere allererschte Altvillingerinne-Scheme vu mir doch nit so ganz z'fride war, han ich später dodra g'merkt, dass er mir bald druf e Foto vu de Brigit Bardot brocht hät un g'mont, ich soll doch emol so oni probiere. Mi zweite Altvillingerinne-Scheme isch also deno tatsächlich e flotts Fraueg'sicht mit Sexappeal wore, wenn au ko Brigit Bardot. Wo seli Scheme g'landet isch, weiß ich nimme. Ich hab si nie meh g'sene. De Säger-Richard hät immer originelle
Iifäll oder Sprüch parat g'het. Ich hab bloß die meischte
devu vergesse. Aber wenn ich jetzt als am Fasnetmäntig unsern Umzug
aaguck, no stell ich mir manchmol vor, er wär au debii un tät
sini Kommentare abgebe. Ich mon deno als, ich tät en höre, wie'ner
zumene flotte Narro mit eme alte Morbili am Ärmel sage tät:
So war de Säger Richard e originelle Mischung us
grobem Klotz, schräge Iifäll, mit eme enorme Traditionswisse
un vil Mutterwitz, en hundertprozentige Villinger Maschgeretyp ebe. |