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Fazit vom Schemeobed 2010: Schemen - Reich - lich

Wiederum veranstaltete die Arbeitsgemeinschaft Villinger Fasnet am letzten Freitag im Jägerhaus ihren traditionellen Schemeobed.
Zunächst stand das Foulard des Narros im Vordergrund. Karl Hoch trug aus Geschichte und Be-deutung des Foulards vor.
Er wies nach, dass zwischen 1805 und 1822 ein Villinger Narro zum ersten mal ein Foulard, be-festigt an seinem Rollenriemen, getragen haben muss. Seitdem war das Foulard ein nicht mehr vom Narro zu trennendes Zierrat.
Karl Haas zeigte anschließend anhand von Bilddokumenten die Befestigung des Foulards. Eindeutig konnte belegt werden, dass das Foulard von Beginn an, am kleinen Rollenriemen oberhalb der Schnalle befestigt wurde.
Er ging auch auf die Tragweise des Foulards ein. Hierbei zeigte er auf, dass das heute vielfach getätigte Hinausheben des Foulards vor 1939 gänzlich unbekannt war.

So sah ein Narro aus dem Jahr 1927 aus. Ein Vorbild!

Erst in den 1960er Jahren kam diese Marotte auf und fand immer mehr Nachahmer - zum Leidwesen des Brauchtums.
Karl Hoch erzählte anschließend einige Geschichten und Rabbediizle von der Villinger Fasnet aus den Jahren 1860 bis 1935.
Nach diesen kleinen Vorträgen standen nur noch Schemen im Mittelpunkt. Zuerst wurden von ihm zwei verstorbene weitgehend unbekannte Schemeschnitzer vorgestellt.
Zum einen war es Richard Ade (1911-1994) der zwar nur wenige Schemen schnitzte, doch ist interessant, dass sein Großvater der berühmte Kasper Seppel war. Seine Portraitscheme, die 1938 von Friedrich Moser geschnitzt wurde, konnte von den begeisterten Anwesenden bestaunt werden.
Besondere Beachtung fanden anschließend Schemen des Beindrechslers und Schemenschnitzers Josef Leute (1831-1904).
Drei Schemen, die er um 1870 herum geschnitzt hatte, fanden großen Nachhall. Als weiterer Höhepunkt folgte der sogenannte 3er-Schlag. Hierbei waren jeweils drei Grundtypen: Narro (Glatte), Suribel und Murbele von 24 verschiedenen Schnitzern zu bewundern. Eine beein-druckende Vielfalt der Villinger Schemenkultur.
Dazu machte Karl Hoch tiefgreifende Ausführungen über Art und Weise, wie man Schemen anschauen könne. Wichtig sei, dass man sich am Charakter des jeweiligen Schementyps orientiere.
Den Abschluss bildete eine offene Schemenrunde. Jetzt hingen Schemen aus drei Jahrhunderten an den Wänden. Hierbei wurde deutlich, dass es vor allem bei den älteren Schemen schwierig ist, sie ihrem Hersteller zuzuordnen. Sehr erfreulich ist es, dass es auch heute Schemen-schnitzer gibt, die den alten Vorbildern nacheifern.
Den Gästen, die Schemen für diesen Abend mitbrachten, sei gedankt, denn so wurde es ein Abend mit unvergesslichen Eindrücken.

 

De Narro und si Foulard

S Foulard isch e Accessoar, also e Beiwerk vom Villinger Narro. Merk ders - e Beiwerk - und nit e Hauptsach!
S wird so zimlich mittig, meist a de kleine Rollerieme abunde. So kas schen neb de Masch rabhänge.
Scho uff em älteste Bild vo me Villinger Hansel usem Johr 1822 hät er e Foulard trage.
Guggt mer de Narro hit ze Dag aa, no fallt om uff, dass er no e Foulard drait, aber nimme so wie früher und wa no schlimmer isch - wa er demit macht.
Uff deutsch: E lätze H a n d h a b u n g.
Wa hoeßt des?
Zum Oene wird s Foulard nimme - fast mittig - bi de Masch, sondern vil wiiter links z.B. am große Rollerieme fescht gmacht.
Zum Andere wered hit ze Dag mit em Foulard Sache gmacht, die om an en spanische Torero oder an en schweizer Fahneschwinger erinnered.
Des hitig Nushebe vom Foulard isch vor 1939 unbekannt gsi. Erst i de 1960er Johr isch die Marotte uffkumme und hät mit de Ziit immer meh Nochäffer gäe. Mer hät jo welle zu de Moderne ghöre.
Uff alte Postkarte, Bilder und Fotos us em letzen Johrhundert, bsunders zwische de 20er und 50er Johr sieht mer, dass s Foulard genau so trage worre isch, wie s mer s uff de älteste Dar-stellung vo me Villinger Narro sieht. Die Darstellung stammt us em Johr 1822.
E paar Bilder vom Vortrag zeige mer jetzt.

 
 
Di älteste Abbildung wird z. B. uff ere Schnapsflasch, sogar farbig, zoegt. Im Original isches e Lithoraphie.
Und wooo isch s Foulard festgmacht ? Des mue do für älle dees Vorbild sii !!!
     
   
Der Narro, gmolt vom Gustav Fischer 1907, isch bsunders bekannt worre, weil de domolige Zunftmoester Albert Fischer des i sim Fasnetbürchle - Villinger Fastnacht - einst und heute - vo 1922, vorne drin hät.
Er sieht fast genau so uus wie de Hansel vo 1822. Wi scheen hängt s Foulard i de Mitte rab, ohne dass er demit rumwedled.
D Uffgab vom Narro isch es Strähle und nit mit eme Fähnele i de Hand spazier laufe. S Foulard isch am kleine Rollerieme oberhalb vo de Schnalle aabunde.
D Schnalle wird vo de Kappe vedeckt. Generell isch bi de Kleider älles - Unschöne - , wen mer des so sage derf, immer veschoppt und i iiserm Fall isches de Bändel vom Foulard mitsamt em Schlupf. Die -Norm- isch au hit no gültig.
E Maschgere, wo ebbes uff sich hält, beherzigt des.
     
   
Uugfähr 1935 isch de Narrobrunne vom Eugen Merz gschnitzt worre. Gugged naa, wo s Foulard festgmacht isch!!
Die Brunnefigur isch nit nu für d Touriste doo.
     
   

E ganz guets Beispiel, wie de Narro mit sire Maschgere Stroßefasnet macht, zoegt des Bild usem Johr 1956. Do ka de Narro Narro sii. Älle korrekt noch altem Vorbild aazoge.
D Anonymität isch gewährleistet, weil beide Villingerinne halt au e Scheme uffhän. Statt si Foulard als Segel z setze, hät er e Hand frei für d Gestik und meh - zum Beispiel bim Strähle. Mer sait jo - mer kaa mit de Händ schwätze - aber nuu wenn mer one frei hät.
Sottige Bilder giits no en Huufe.

Wie ischs i de jetzige Zit?
Stand 2009: Häts e Nachkriegsentwicklung - oder gar Brauchtumsentwicklung gäe?

     
   
Isch des en Narr us de spanische Tragödie -Torero-? Oder oner us de Komödie - aller Art -? Amend en Schwizer Fahneschwinger?
Wie au immer : Nit artgerecht, ja sogar artfremd. Soll des alts Brauchtum sii? Wa isch us iserm Narro worre?
Manche mached vorne as Foulard en Knote, damit des - Sottige - nit us de Finger rutscht,
Andere hän e Schleifle us Perlonfade am Foulard damit sis Zipfele nit veliered.
Stellt euch vor - s isch Maschgerelauf - und älles johlt: La Ola, la Ola - jetz kunnt de Narro mit Fulla (Foulard) !
Wenns z Villinge scho so alte Dokumente giit, wo zoeget wie s mit em Foulard war, deno liits do uff de Hand, dass mers au so macht.
Uff die iigeschliche und geckhafte Marotte sott mer glii vezichte.
     
   

Zum Schluss do kunnt de Schönscht. Gugge mer den no aa und bhaltet den i isere Erinnerung. En Narro vo 1930.

Wa wared des für Ziite. 80 Jahr lieged zwische dem Bild und dem Bild 6 vo 2009.
En Genuss, do stimmt älles!
Des isch do en Villinger Hansel der no so uussieht wie de Hansel vo 1822 also iiserm Altvordere vor insgesamt 200 Johr.
De Uffdritt vo de Maschgere soll sirre Würde aagmesse sii. Umfassende und richtige Informatione sind selli netig.
Unerlässlich isch aber au s Interesse und Veständnis vo de Maschgere selber a iiserm Brauchtum, damit er s richtig pflege ka und ohne Fälschunge a de Narresome wiiter gäe kaa.

Bi ällere Laufsteg-Mentalität oder Lässigkeit derf iisere Fasnet nit z kurz kumme.

Vortrag (gekürzt) beim Schemeobed 2010
Karl Haas