Anfang // Themen// Fasse vu Scheme
 

Traugott Wöhrlin:
Fasse oder aamole, der erhebliche kleine Unterschied

Mir Villinger hörets gern oder lesets gern, wenn’s heißt, unsere Scheme seiet di schönschte vu der ganze Schwäbisch-Alemannische Fasnet.
Ich geb zue, dass mir so Sprüch au gfallet, und mon, dass doo sogar e weng ebbis draa isch. Aber dass deswege unsri Villinger Fasnet „Weltkulturerbe“ werre sott, halt i doch e weng für übertriebe. Vor allem isch mers klar, dass die Behauptung, „schönsche Scheme“ längscht nit für älles gilt, was unseri Maschgere a de Fasnet vors Gsicht bunde hän., nit emol, wenn de TÜV demit z’fride isch. Ich glaub vielmeh, dass mit dem Superlativ vor allem seli Sache g’mont sind, wo vu unsere große Vorbilder schtammet: also z.B. Barock- und Biedermeierscheme usem 18. und 19. Johrhundert, Scheme wo au scho hier a de Wand g’hängt sind, z.B. us de Werkstatt Schupp oder Hops oder vum Martin Herrmann und natürlich vum Ölmüller unem Bregel oder em Wilhelm Sieber. Wahrscheins kammer au no gar nit so wenig Scheme us de jüngere Ver-gangeheit un de Gegewart dezuerechne, wo i dere Tradition blibe sind. Und des gilt natürlich nit bloß für glatti Narroscheme.
Aber dass der Titel „schönste Larve“ älle unsere Scheme verdient hettet, sel kann mer ehrlicherwiis nit behaupte.

Doch i dem Zsammehang stellt sich natürlich sofort die Frog: Was macht eigentlich e schöne Scheme uus? Kamer des überhaupt definiere? Worum monet die meischte Leut, en Ölmüller oder en Sieber sei schöner als andere glatti Scheme ? Isches amend bloß de Name, wo schuld isch a dere Aura oder gibt’s tatsächlich so ebbis wie e Schemeästetik?
Über sel Geheimnis het mer hier i dem Kreis scho vil gschwätzt und philosophiert, sodass ich dodezue nix weiter sage brauch, außer dass es bi dene Diskussione meischtens nu um d’Arbeit vu de Schnitzer oder Bildhauer gange isch, au bi selem hochinteressante Vortrag vum Thomas Straub voreme Johr.

Debei isch aber jedem klar, dass e Scheme nit bloß us Holz und Bildhauerarbeit beschtoht, sondern dass do au no Molerei dezueg’hört un dass grad seli am End entweder s’Dipfele ufem „i“ isch oder älles versaue kaa, dass sie vielleicht aber au imstand isch, e mäßig g’schnitzte Scheme no wenig ufz’päpple.

Allerdings mueß mer leider bi uns in Villinge feststelle, dass d’ Schememolerei scho lang nimme den Stellewert het, wie er bi dene erwähnte klassische Vorbilder noch absolut selbstverständlich war. Schuld doodra isch noch meinere Beobachtung, dass de Sinn defür nit bloß beime Großteil vu de Villinger Maschgere sondern au bei manche Schnitzer eifach verlore gange isch. Und des het zimlich sicher dodemit z’tue, dass seit rund eme dreiviertel Johrhundert in unserm schwäbisch-alemannische Raum mit dene wahnsinnig viele neue Narrezünft mit immer nochmeh neue Figure und Larve d’Maßstäb verrutscht und leider au weng durchenandergrote sind.
Dass bi dene neue Larve- oder Schemetype ganz großartige un pfiffige Sache debei sind und nit nu langweilige und fantasielose Lach-G’sichter, sel isch ganz klar und s’wär schad, si tätet nit exischtiere. Trotzdem sind die neue Fantasiefigure eifach ebbis anders als die traditionelle Type us de alte Narrestädt, und uf de Unterschied zwische Maschgere und Hästräger hani jo scho bi mim letschte Vortrag hieg’wise. Die meischte vu dene Larve oder Scheme us em 20 Johrhundert sind frei erfunde, ohne irgend e hischtorischs Fundament, höchschtens mitere manchmol e weng konstruierte Verbindung zum Narreort: z.B. Fönbläser am Bodesee oder Hopfenarre in Tettnang, Pflumeschlucker in Bonndorf, Dengelegeischter im Schwarzwald oder Fasnetruefer und Kääsriiber in Freiburg usw. und natürlich jede Menge Hexe aller Art. Älles mitenand Larve, wo nit bloß interessant sii sottet (manche sind’s au tatsächlich), sondern au so preiswert, dass sie sich d’Hästräger oder d’Narrezünft, wo sie erfunde hond, au leischte könnet.

S’Problem isch bloß, dass älle unseri Medie vum Fernsehe über d’Zeitunge bis zu dene inzwische massehaft vorhandene Bildbänd über d’Fasnet und au die meischte Narremusee des Riesesammelsurium vu Larve- un Schemetype unterschiedslos i de gleich Topf werfet und als Schwäbisch-alemannische Larvekultur i de ganze Welt verbreitet... obwohl’s do – wie mir wisset – riesegroße Unterschiede gibt. Es sind vor allem Unterschied in Bezug uf d’Einbindung ine hischtorische Kultur und domit au in Bezug uf bildhauerische Eigearte und dem zwangs-läufig demit verbundene Arbeitsufwand und oft au de künstlerische Qualität. Aber des wird selte beschribe und no seltener erklärt und genau des isch de Knackpunkt, weil nämlich dodebei s’Wisse um die fundamentale Unterschied langsam aber sicher verlore goht.
Mer kann’s also eme zueg’reiste Neuvillinger usem Rheinland oder us Mitteldeutschland (wo’s übrgigens au interessane Fasnetslarve gibt) oder gar eme gebürtige Villinger us de Türkei nit übelneme, wenn der mont, so e Villinger Scheme wär eigentlich fast s’Gleiche wie e Larv us Dürrheim oder Schwenninge; vor allem in Bezug uf de Preis. Ich weiß aus so manche G’schpräch mit Schemeaspirante, dass es nit wenig Villinger gibt, ja sogar de ei oder ander Schnitzer, wo sich über die grundlegende Unterschied au nit so ganz im Klare sind.

Oner vu de Erschte, wo sich über des Problem Gedanke g’macht het, war wohl de Wilhelm Kutter, ausg’rechnet der, wo au oos vu der erschte große Bilderbiecher über d’schwäbisch-alemannisch Fasnet rusbroocht het mit genau dem Maskesammelsurium, was ich vorhin beschriebe hab’.
Im Textteil vu selem Buech usem Johr 1976 findet mer nämlich en Abschnitt, woner exakt uf des Problem iigooht. Am beschte, ich zitier’s bzw. ich lieses emol vor:
Zitat
Ich mon, er het mit dem, waser do schreibt, de Nagel ziemlich uf de Kopf troffe, wobei ich allerdings selem letschte Satz gern widerspreche möcht und de Meinung bin, mer sott Sache, wo sich seiteme halbe Johrhundert etabliert hond, eifach so loo, wie si sind und lieber druf achte, dass die Unterschied zu dene Sache, wo scho lang vorher doo waret, nit verwischt werret, genauer g’sagt, mer sott die neue Maßstäb nit uf Scheme übertrage, wo’s eifach nit passt, weil sie inere ganz andere, viel ältere Tradition schtond.
Konkret heißt des hier bi uns: „Bei Villinger Scheme, egal ob Glatte, Surhebel, Morbili oder Altvillingerinne, isch ebe nit nu des, was de Schnitzer macht e weng andersch als bei Larve us Bad Waldsee, Bonndorf oder Elzach, sondern halt au des, was mitene nochem Schnitze passiert.
Mit om einzige Wort: sie sottet g’fasst sii un nit bloß g’molt“.
Un weil der Unterschied au mancheVillinger nit so ganz klar isch, will ich en jetzt emol genau beschreibe.

Dass mer s’Holz vu de Scheme eifach ineme G’sichtston aamoole kaa, sei’s mit Ölfarbe oder de heutige Acrylfarbe, ja sogar eifach mit Wasserfarbe, sel isch jedem klar. Aber die meischte Leut wisset au, dass d’Holzpore immer en große Teil vu de Farb ufsauget, egal ob mer zwei oder dreimol mit de gleiche Farb drüber goht, d’Holzstruktur zeichnet sich eifach ab. Un wemmer soviel Farb drufmolt, dass mer d’Holzstruktur nimme sieht, deno het mer halt statt em Holzcharakter e dicke Farbschicht druf wie bimene wetterfescht aag’molte Fenschterlade. Mer kann des zwar e weng abmildere, indem mer vorem Farbuftrag des Holz miteme Grundierlack behandelt, wo ins Holz niischlupft, sodass es nimme so saugt, und mer ka hinterher noch em Aamole nit nu e Wachs- oder Wasserlasur zum Schutz drübermache, sondern en richtige Lacküberzug, wo mitere matte oder hochglänzige Harz- oder Kunststoffschicht alles gleichmäßig unter sich beerdigt. S’Ergebnis vu sonere Oberfläche isch selte vergleichbar mitere guet erhaltene Fassung vume Bregel oder Ölmüller, weil’s eifach immer e weng wie aag’striche aussieht, stumpf und ohne Lebe, au wenn de Lack obedruf noch so glänzt. Mir hond hier an unsere Schemeobede scho viel so Scheme doo g’het, und hän nu feschtg’schtellt, dass irgend ebbis anene nit so ganz perfekt isch, ohne dass mer genau hät sage könne, was.

In Elzach, Freiburg oder im Kinzigtal un no an viele andere Ort hond d’Schnitzer us dere Not e Tugend g’macht. Sie molet s’Holz nit aa, sondern tönet’s nu mit so wenig Farb, dass d’Maserung bewusst noch durchscheint, genau so, wie’s der Wilhelm Kutter beschriebe het. De meischte Narre - wenn’s nit grad Villinger, Laufeburger, Rottweiler oder Ähnliche sind - findet des sogar noch schöner als so e altmodische Fassung und sie sind glücklich demit, vor allem au, weil’s nit so wahnsinnig teuer isch.

Ich mueß zuegebe, dass ich vor 40 Johr uf de Suche noch mim eigene Weg au scho probiert hab, Scheme eifach bloß aaz’mole, aber mitem Ergebnis nie z’fride war, weil’s eifach nit noch Villinger Scheme uusg’sene het.
Debei hät sich de Molerfuhrer scho i de 50er und 60er Johr alle Müeh gebe, mir beiz’bringe, dass mer Scheme nit moolt, sondern fasst, und dass Fassmolerei, ebbis ganz anders isch als Fässer aamole.
Ich hab au bald begriffe, um was es do goht, nämlich dodrum, de Oberfläche z.B. vunere Holzfigur, etwa e Madonna oder sunsch en Heilige oder ebe au e Scheme optisch in e anders Material z’verwandle, z.B. in Samt oder Seide oder au in Haut oder Fleisch bzw. – wie de Fassmoler sagt - in „Inkarnat“. Es sott debei älles sogar noch e weng edler wirke als „echt“, also au noch vornehm glänze wie e wertvolle Patina, uf gar kein Fall aber wie aag’molt, und bei de Königsdisziplin vu de Fassmoler, de Vergolderei, sott mer am End glaube, mer het e richtig’s Stück Gold vor sich, obwohl’s eigentlich nu en Hauch isch vu no viel weniger als eme tausendstel Millimeter Dicke.
Unseri Villinger Scheme sind zwor nit vergoldet aber e weng Ähnlichkeit zu selere Technik het e richtige Fassmolerei scho, au wenn sie nit ganz so extrem kompliziert isch.
Unsere Vorfahre hond do scho vor 3- oder 400 Johr rumexperimentiert und als Wundermittel für die Verwandlung de Kreidegrund erfunde, e Art Puffer zwische Holz und Farb, en mehrschichtige Anstrich ausere Mischung vu Kreide, Leim und Wasser, unter dem d’Struktur vum Holz mit alle Mängel und Fehler total verschwindet. Wemmer bedenkt, was so en Kreidegrund älles könne sott, no wundert mer sich nit, wie viel verschiedeni Materialie do in Gebrauch sind, an Kreide-sorte, an Leim und Zusatzmittel, und wie viel Spezialrezepture es doo gibt. Uf die will ich jetzt gar nit iigoh, weil des z’langweilig wär.
Die eigentlich Ufgab vu dem geheimnisvolle mindestens 3 bis 4-lagige, meischtens aber au 5- und manchmol noch mehrschichtige Kreidefundament isch:
- e sichere und feschteVerankerung mitem Untergrund , also mitem Holz,
- e sichere und vollkommene Isolierung vu de Holzstruktur, und schließlich:
- e makellos glatte Oberfläche mitere absolut gleichmäßige stark reduzierte Saugfähigkeit, wo au noch die winzigschte Details vu de Schnitzerei erhalte und nit mit Kreidegrund zug’molt sind.

De erscht und wichtigscht Arbeitsgang im Ufbau vum dem Kreidegrund isch e dünne Leimtränke, wo tief ins Holz niiziehe und dem, was denooch kunnt e guete Verankerung gebe soll. Uf die Grundlag kummet nocheme Zwischeschliff die einzelne Lage vu dere streichfähige Mischung aus Kreide, Leim und Wasser, wo sich de Fassmoler normalerweis selber herstellt. Wieviel Grundierungsschichte nötig sind, hängt vu vielerlei Faktore ab. 4 bis 6 sind’s uf jede Fall. Und dezwische wird halt g’schluffe.
Je nochdem wie fein und penibel scho de Schnitzer sei Arbeit g’schliffe het, isch die Grundiererei also meh oder weniger arbeitsufwändig, in de Regel immer meh als mer denkt. Älles, was de Schnitzer nit perfekt g’macht het, isch jetzt an Feinstarbeit fällig. Und als oberschtes Prinzip gilt jo sowieso, dass ko einzigs Detail vu de Schnitzerei unterem Kreide-grund verschwinde darf und exakt nochg’schliffe werre mueß. Noch jedem Zwischeschliff mit Körnung 240 oder feiner wird zudem kontrolliert, ob mer noch e weitere Schicht braucht. Die mueß denoch wieder durchtrockne und het vielleicht Pinselpure hinterlosse, wo vorher gar nit do waret und jetzt rausg’schliffe were mond. Wer’s scho g’macht het, weiß, dass des e mords Geduldsarbeit isch und immer mindestens e paar Tag braucht, allei scho wege den nötige Trockezeite. Früher, wo mer außer Haut- oder Knochenleim nix anders g’het hät, war’s noch komplizierter, weil mer seli Grundierung nu het könne heiß oder wenigschtens guet warm verarbeite, so, wie’s die professionelle Restauratore heut noch machet. Für einfache Fassunge gibt’s heut bequemere Fertiggrundierunge, wo sogar noch e weng elastischer sind, als des, was mer früher g’het hät. Aber e Universalrezept – wie g’sagt – gibt’s trotzdem nit, ganz eifach, weil jede Situation wieder anders isch: Verschiedene Holzarte und Holzstrukture, Fehler im Holz wie Äscht oder Riss, Leimfuge wo mer kaschiere sott, beim Restauriere Reste vunere alte Fassung und was sunscht no nit alles. Mer mueß dodruf reagiere könne mit de Z’sammesetzung vu de Grundiermasse, mit de Anzahl vu de Schichte und sogar vu de Art vum Pinseluftrag. Es isch buchstäblich e Wisseschaft für sich und wer suecht, findet ganze Fachbüecher zu dem Thema.

Weil e perfekte Kreidegrundierung au noch de kleinscht Fehler vum Bildhauer zeigt, stellt mer nit selte als Schnitzer erscht jetzt Kleinigkeite fest, wo noch korrigiert und natürlich au nochgrundiert were mond. E fertig grundierte und g’schliffene Scheme präsentiert jedefalls d’Arbeit vum Schnitzer in Idealform und ich tät meine Scheme manchmol am liebschte grad in dem Zustand sozusage als unglasierte Porzellangsichter schtoh loo. Aber no wäret’s halt koni Scheme.

Farbigkeit drufz’bringe isch jetzt de nächscht Arbeitsschritt und do goht’s drum, dass mer des nabringt ohne erkennbare Farbschicht und ohne sichtbare Pinselstrich. Des goht am beschte mit Ölfarb’, weil mer die beliebig zunere Lasur verdünne kann und weil die au e weng in de Kreide-grund neizieht und nit bloß obedrufsitzt so wie die moderne Acrylfarbe - und schließlich au, wiel sie nu so langsam trocknet, dass mer die feine weiche Farbübergäng, etwa bei de rote Bäckle oder de Abschattierunge im Auge- und Mundbereich vu Surhebel oder Morbili guet nabringt. Mer schafft doo ebefalls in mehrere Schichte aber jedesmol so hauchdünn, dass des, was drunter liegt, immer noch weng durchscheint, natürlich ohne erkennbare Pinselstrich. Viel Farb braucht mer dodezue nit, im Ganze für e Scheme kaum meh als en Fingerhuet voll.
Diffizil sind d’Lippe und d’Augebraue, nit nu, weil mer do e ruhige Hand braucht und au Einfühlungsvermöge mit dem, was de Schnitzer an Konture aag’legt hät. Au s’Lipperot kamer nit eifach us de Zinnoberfarbtub rausneme, und bei de Zähn sott mer sich am beschte de Zahnarzt vorstelle, wie der binere neue Kron endlich de richtig Farbton in de Muschtersammlung g’funde hät. G’rad doo produzieret manche Villinger Schememoler mit Holywood-Kussmünder und Titanweiß-Reklamezähn Missgestalte vu Narroscheme, wo sich de Ölmüller oder de Bregel im Grab rumdrehe tätet, wenn sie’s sene müeßtet.
Aber mer sieht zum Glück au immer wieder meisterhaft neu g’fasste Scheme, wo om s’Herz ufgoht un wo mer manchmol gern wüsst, wer so ebbis noch kann.
Des gilt au für de letscht Arbeitsgang: d’Lackierung. Die sott nit nu die empfindlich Farbschicht schütze, sondern au wasserbeständig sei, weil’s jo an de Fasnet no rengle oder schneie kaa; Sie sott au guet ufem Farbgrund hafte und sich noch em Trockne oder Uushärte nit eifach abziehe loo wie e Haut. Und natürlich sott sie au weng glänze, wobei doo in Villinge d’Vorstellunge über de Glanzgrad weit usenander gond. Die alte Scheme vu unsere große Vorbilder hond jedefalls nie so wahnsinnig glänzt, wie mer des heut oft sieht.
Des isch nit nu dodra g’lege, dass es domols no koni so Superlacke gebe hot, wo alles untereme meh oder weniger dicke gleichmäßige Hochglanzfilm beerdigt hond. Mer het domols so ebbis au gar nit welle, sondern het meh Wert uf en variable dezente Glanz g’legt, wo die vertiefte Stelle eher matt oder seidematt bliebe sind und nu die vorstehende Partie en patinaartige Hochglanz g’het hond. D’Fachleut nennet so ebbis „Lüster“ und monet demit genau den Glanz, wo de Wilhelm Kutter beschriebe het und wo die plastische Forme im Licht optimal unterstützt und betont. Natürlich kammer die Art vu Glanz au heut noch nakriege mit em richtige Lack un de richtige Nochbehandlung.
De Umgang mit Lack isch e Wisseschaft für sich, genau so wie de Ufbau vum Kreidegrund, und deswege braucht mer halt au doo Erfahrung. En Öllack zum Beispiel, wie meren früher g’het het, vertragt sich zwar wunderbar miteme Ölfarbeuntergrund und loot sich nit nu guet verschaffe, sondern glänzt au nit so unnatürlich, wär also eigentlich also genau ideal für e Schemelackierung.
Aber do sott mer halt wisse, dass der Lack unter Lichtabschluss immer dunkler wird, und weil die meischte Villinger ihri Scheme nu die paar Tag zwische Dreikönig und de Fasnet ans Licht lond, derf mer sich nit wundere, wenn e Scheme mit soneme Lack noch e paar Johr e afrikanische Hautfarb kriegt und de Besitzer jedes Johr e weng weniger guet uf de Fassmoler zu spreche isch.

Mit derartige technische Details könnt mer jetzt no ewig weitermache, aber ich glaub, s’isch in dere knappe halbe Stund au so klar worre, dass die Fassmolerei nit nu e ziemlich arbeits-ufwändige sondern au e wahnsinnig interessante Sach isch, wo mer natürlich in e paar Minute bloß ganz grob skizziere kann. Für de Charakter und d’Schönheit vunere Scheme isch de Fass-moler jedefalls nit weniger verantwortlich wie de Schnitzer, und deswege het mer scho immer bi ällene wertvolle Scheme nit nu de Name vum Schnitzer aagebe sondern au den vum Moler. Im 18. Johrhundert, also i de Zeit, wo die Schupp- und Hops-Scheme entstande sind, waret d’Fassmoler noch viel höher aag’sehe als d’Schnitzer und hond au meh Geld kriegt.
Heut isch der Beruf praktisch ausg’storbe und existiert nu no als „Restaurator“ oder miteme vergrößerte Spektrum in de „Kirchemolerei“. Denn des, was d’Holzbildhauer früher g’macht hond und em Fassmoler Arbeit verschafft het, isch jo scho lang nimme g’frogt. Sogar d’Scheme-schnitzerei hät sich – wie mir g’sene hond – neu orientiert. Und vu dene Bildhauer, wo sich immer no mit de anstruchsvollere klassische Scheme beschäftiget, hond die meischte d’Suche noch verlässliche Fassmoler längscht ufgebe und machet’s selber. Guete Lehrbücher dezue gibt’s mittlerweile gnueg und Erfahunge mueß mer sowieso allei sammle. An Studieobjekte isch au kon Mangel, nit nu bei uns in Villinge und andere Narrestädt mitere alte Larvetradition. Wer sucht, findet supertolle Fassmolerei uf de ganze Welt und ganz b’sunders bei de japanische No-Maske. Noch meim Urteil stellet seli alles in Schatte, was mer sich an Fassmolerei überhaupt vorstelle kann.