Als es der Fasnet an den Kragen ging
(Südkurier am 19.1.2016)
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Maschgere vum Fasnet - Mendigmorge 1991
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Im Golfkrieg 1991 wird auch die Narretei zum Opfer, doch
unermüdliche Fastnachter lassen sich vor 25 Jahren nicht unterkriegen.
Beim Schemeobed der Arbeitsgemeinschaft Villinger Fasnet erinnerte Karl
Hoch an ein Kapitel, das eines der dunkelsten in der Historie der Villinger
Fasnet hätte werden können. Vor 25 Jahren, 1991, sollte die
Fasnet wegen des Golfkrieges ausfallen. Nachdem schon der Mainzer Karneval
abgesagt worden war, zogen irgendwann auch die Verantwortlichen der schwäbisch-alemannischen
Fasnacht auf großen Druck der Öffentlichkeit die Reißleine.
"Viele Honorationen haben dafür gesorgt, dass schon vier Wochen
vorher Aschermittwoch war", bilanzierte Hoch. Dass die Honoratioren
die Rechnung dabei ohne einige Villinger Narren machten, ließ er
in seinem Rückblick noch einmal aufleben. Schon 1990 fiel die Fasnet
teilweise aus. Damals fügte Sturm Vivien ganz unnärrisch über
das Land. Noch ein Jahr ohne Fasnet, das wäre für die Villinger
Narren offenbar nicht zu ertragen gewesen. Und so schlüpften einige
später als Blockadebrecher bezeichnete Unermüdliche ins Narro-,
Morbilli- und Stachihäs und gingen auf die Gass.
"Am Schmotzigen noch unsichtbar, am Fasnetsamschtig etwas versteckt",
so Hoch. Aber am Sonntag wurden es immer mehr und am Montag auch. Zunächst
habe zwar die Polizei noch versucht, die ungenehmigte Demonstration aufzulösen.
Mit welcher Ernsthaftigkeit, das war allerdings die Frage. "Die Narros
haben den Beamten zu verstehen gegeben, dass die das lieber bleiben lassen
sollen. Das haben sie dann auch gemacht und sich auf die Verkehrsführung
konzentriert", bilanzierte Hoch aus seinen Unterlagen. Und so wurde
gestrählt, was das Zeug hielt, es wurden Malzer verteilt und die
Maschgere liefen. Selbst das Fernsehen berichtete anschließend über
die Villinger Fasnet, die trotz Absage stattfand. Immerhin säumten
am Montag rund 3500 Zuschauer die Umzugstrecke.
"Und so ist die Fasnet 1991 in Villingen geworden wie jede andere
auch. Nur vielleicht noch etwas schöner für diejenigen, die
mitgemacht haben", zollte Karl Hoch am Ende seinen Respekt für
die unerschrockenen Fasnetmacher von Villingen.
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