Anfang // Themen// Schemeobed 2007
 

Aktuell! Schemeobed 2007

Engler Scheme war die Sensation! Juhuu!

Toller Scheme-Obed der Arbeitsgemeinschaft Villinger Fasnet.

Ein Blick auf die Fasnet vor 100 Jahren

Ein voller Erfolg war der Scheme-Obed der Arbeitsgemeinschaft Villinger Fasnet im voll-besetzten Gasthaus Jägerhaus. Die Gäste wurden von Manfred Hermle begrüßt. Er bedankte sich im Namen der AG für die vielen Leihgaben, die wieder zur Verfügung gestellt wurden. Anschließend ging Karl Hoch darauf ein, wie die Fasnet vor 100 Jahren ausgesehen hat und was sonst in der Stadt los war. Die Gewerbeausstellung wurde kurz angerissen, genauso wie die polizeilichen Verordnungen bezüglich der Sperrstunden.
Die erste große Münster-Renovation wurde seinerzeit abgeschlossen, den Nordstettern ging
das elektrische Licht auf und die Einwohnerzahl Villingens überstieg zum ersten Mal die Zehn-tausender-Grenze. Mit Blick nach Osten wurde erwähnt, dass Schwenningen die Stadtrechte erhalten hatte. Peter Scheu erzählte dies originell aus der Sicht eines Schwenningers.

Mit einem Bericht über den bekannten Villinger Narro Haas (1879 bis 1958), der eine
Bäckerei in der Färberstraße betrieb, ging es mit Clemens Lang weiter. Lang konnte nach
den Erzählungen der Tochter "vum Bäcker Haas" einige Anekdoten aus dessen Leben nach-erzählen, was die Zuhörer immer wieder zum Lachen brachte. Aus einem sehr bekannten Bild, welches "de Bäcker Haas" mit einem Scheme-Altärle zeigt, konnten zwei Ackermann-Schemen (Ölmüller) im Original gezeigt werden.

Einen weiteren großen Part nahm das Schaffen des Villinger Bildhauers Robert Neukum
(1883 bis 1971) ein. Neukum schuf zirka 90 Schemen. Sein gesamtes künstlerisches Schaffen umfasst etwa 280 Werke. Unter anderem arbeitete er auch an dem Entwurf des Villinger Notgeldes von 1922 mit. Sein wohl bekanntestes Werk dürfte die Suribl-Scheme sein, die den Mund mit einem Vorhängeschloss verschlossen hat. Mit dieser Scheme lief Neukum 1938 beim Umzug mit. Nur knapp entzog er sich der Verhaftung durch die Nazi-Schergen. Derzeit ist die Scheme in der Sonderausstellung der Narro-Zunft zu sehen.

Als Besonderheit konnte eine Büste des verstorbenen Schriftstellers und Buchhändlers
Josef Liebermann gezeigt werden, die Neukum als Gipsbüste geschaffen hatte. Die Tochter
von Josef Liebermann ließ es sich nicht nehmen, die Büste persönlich vorbeizubringen.

Anschließend ging Karl Hoch in einem Vortrag auf die "Jungfern-Fasnet" ein. Hoch verwies am Anfang seines Vortrages, dass nicht die heute lebendige Fasnet der "Alt-Jungfer" gemeint ist. Vielmehr versteckt sich dahinter ein Brauch, der zum letzten Mal 1935 in Villingen gefeiert wurde. Erste Hinweise gibt es bei Abt Gaiser 1647. In den hiesigen Zeitungen kann man Mitte des 19. Jahrhunderts immer wieder Hinweise auf die Jungfern-Fasnet finden. In aller Regel wurde diese an Letare gefeiert. Anhand der Veröffentlichungen in den Zeitungen kann man die Jungfern-Fasnet mindestens 29 Mal nachweisen. Meist waren es bunte Nachmittage und Abende, die oft in der Tonhalle stattfanden. Warum dieser nette Brauch letztlich ausstarb, konnte bis jetzt nicht nachgewiesen werden.

Im Anschluss folgte die Vorstellung von zeitgenössischen Schnitzern. Vom bekannten Häsmaler und Schemenfasser Walter Gentner wurde eine Scheme einer Alt-Villingerin gezeigt. Es konnten unter anderem Schemen von Flaig, Schmiechen, Kiffe, Bösinger, Faigle, Fehrenbach, O. und W. Kleiser, G. und M. Merz sowie Wöhrlin gezeigt werden.
Hoch ging auch auf die Unsitte des Fräsens von Schemen ein. So konnten ein Holz- und
ein Aluminium-Rohling gezeigt werden, die zum Fräsen genutzt werden.

Danach konnte die Arbeitsgemeinschaft den Anwesenden eine Sensation vorführen:
eine Scheme von Anton Engler.

Engler war ein Zeitgenosse Siebers und Ummenhofers und lebte von 1830 bis 1909. Die Scheme, die gezeigt wurde, wurde im Jahr 1893 geschaffen.
Als die Narro-Zunft im Jahr 1927 im Raben eine Schemen-Ausstellung organisiert hatte,
war auch diese Scheme zu sehen. Ob sie danach nochmals außer an der Fasnet gezeigt wurde, konnte nicht nachvollzogen werden.

Anton Engler 1830 bis 1909


Nach einer weiteren kurzen Pause ging man auf historische Schemen ein. Die zwei Ackermann-Schemen wurden bereits erwähnt. Des Weiteren konnten sechs Sieber (der Ältere), zwei Ummenhofer (Bregel) und sechs Moser gezeigt werden. Zwei Schemen von unbekannten Künstlern wurden gezeigt, wobei die erste vermutlich Ende des 17. Jahrhunderts und die zweite Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden ist.

Im Schlusswort bedankte sich Manfred Hermle nochmals bei denjenigen, die der Arbeits-gemeinschaft immer wieder ihre Schemen zur Verfügung stellen. Ohne dieses Vertrauen könnte ein solch gelungener Abend mit einem dreieinhalbstündigen Programm nicht angeboten werden.