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Schemeobed 2006

Eigentlich ist es schon unglaublich, was die Aktiven der Arbeitsgemeinschaft Villinger Fasnet an ihren Schemeobeden so auf die Füße stellen. Am 3. Februar hatte die Arbeitsgemeinschaft wieder zu ihrem Schemeobed in das Gasthaus Jägerhaus eingeladen.

Mit einem Jauchzer begann Karl Hoch seinen Vortrag über Franz Kornwachs, dem ein "Altärle" gewidmet war. Kornwachs wurde 1904 geboren und war von Beruf Schreiner und Glaser. Von 1949 bis 1972 war er Zunftmeister der historischen Narrenzunft Villingen.
Sein Name ist verbunden mit der Gründung der Dreiervereinigung (1949), woraus sich die Zug-gesellschaft entwickelte, der ersten Schlüsselübergabe (1951), dem Schmücken des Narro-brunnens (1951) und dem Narrengericht (1951). Nicht zu vergessen die Gründung der Trachten-gruppe (1950), deren Vorsitz er 21 Jahre innehatte. 1951 rief er die Infanterie der Bürgerwehr wieder ins Leben und war Kommandant der historischen Bürgerwehr.

Eine unglaubliche Vielzahl an Ehrenämtern hatte Kornwachs inne. Als überzeugter Katholik störte er während der Nazidiktatur Kundgebungen der SS und bezeichnete Hitler als bestialischen Menschen, was letztlich zu seiner Verhaftung führte.
Auf Grund von Fürsprachen einflussreicher Freunde und Bekannten wurde er wieder frei-gelassen. Mit seinem Bruder Karl hob er das Villinger Schunkellied aus der Taufe.

Als er 1967 pensioniert worden war, begann Kornwachs mit dem Scheme-Schnitzen. Diese Tatsache ist umso erstaunlicher, als er nach seiner Pensionierung immer mehr erblindete. Er konnte seine letzte Scheme nur fertig stellen, indem er seine Maskenvorlagen abtastete. Er schnitzte insgesamt sieben Schemen, die sich bis auf eine heute im Familienbesitz befinden. Franz Kornwachs, der 1982 starb, war sicherlich ein Mann, ohne den die Villinger Fasnet ärmer gewesen wäre.

Anschließend stellte Karl Hoch den Domino vor, eine Figur, die schon vor der Alt-Villingerin als Begleiter/in des Narros auftrat. Domino leitet sich ab aus "benedicamus domino" (wir preisen den Herrn) und kam aus dem venezianischen Carneval. Diese Figur hat ab 1750 ihren Siegeszug durch Deutschland angetreten.
Ab 1891 ist der Domino in Villingen nachzuweisen. Wahrscheinlich aber war er schon vorher zu sehen. Der Domino strählte auf der Straße und in den Wirtshäusern. Zum Strählen war er insofern geeignet, als diese Figur immer mit einer Stoff-Scheme (Larve) aufgetreten ist.

Nach einem Foto konnte festgestellt werden, dass der Domino bis anfangs der 1960er-Jahre an der Villinger Fasnet teilgenommen hat. Hier wurde deutlich, dass der Domino vermummt gehen muss, um die Anonymität beim Narrolaufen und Strählen zu wahren. Dies war die Überleitung zur Figur der Alt-Villingerin in der Fasnet.
Karl Haas machte deutlich, dass die Alt-Villingerin als Villinger Tracht zu verstehen ist, was jedoch oft missverstanden wird. So kommt es immer wieder vor, dass, wenn die Tracht außer-halb der Fasnet getragen wird, diese mit Narri-Narro-Rufen "begrüßt" wird.
Daher sollten die Frauen, die als Villingerin den Narro begleiten, darauf achten, dass sie eine Scheme tragen, meinte Haas. Nur so werde sie zur Fasnetfigur.

Haas zeigte noch auf, welchen Werdegang die Vermummung und Verlarvung die Alt-Villingerin genommen hat. Durch Bilder und Fotos konnte belegt werden, dass sie von der Augenlarve über den spanischen Vorhang bis zur Gaze- und Wachsscheme vermummt (verschemt) war. Ab 1935 gab es auch Holz-Schemen für die Alt-Villingerin. Eine Scheme von Wiedel (1935) konnte im Original gezeigt werden. Des Weiteren gibt es eine Holz-Scheme für die Villingerin von Moser (1936), die jedoch nur als Fotografie gezeigt werden konnte. Nach dem Zweiten Weltkrieg verschwanden Augenlarven, spanischer Vorhang und Wachsschemen zu Gunsten von Holz-Schemen.

Nach der Pause übernahm wieder Karl Hoch das Wort und stellte verschiedene Narro-Schemen vor. In diesem Zusammenhang wurden die sieben anwesenden Schemen-Schnitzer begrüßt. Neben Glattschemen und Suribel von zeitgenössischen Schnitzern waren zwei Barock-Schemen sowie mehrere alte Schemen der legendären Schnitzer Domenikus Ackermann (Ölmüller), Sieber sen. und jun., Ummenhofer sen. und jun. sowie von Neukum zu bewundern.

Als besonderes Highlight konnte eine Scheme vorgestellt werden, die den Übergang vom Barock zum Klassizismus dokumentiert. Die Geschichte dieser Scheme ist erstaunlich. Sie kam durch Wegwanderung vor etwa 150 Jahren nach Hamburg, überlebte dort den Ersten und Zweiten Weltkrieg und kam 2005 wieder nach Villingen.