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Schemen aus drei Jahrhunderten präsentiert

Diese Portrait-Scheme des Schnitzers F. Moser wurde ebenfalls beim Schemenabend im Gasthaus Jägerhaus gezeigt. Das Portrait galt Sepp Oberle aus Villingen.

Die Arbeitsgemeinschaft Villinger Fasnet hat wieder zu ihrem Scheme-Obed ins Gasthaus Jägerhaus in der Kalkofenstraße in Villingen eingeladen. Das überaus große Interesse zeigte sich daran, dass das Jägerhaus fast aus den Nähten platzte.
Karl Haas begrüßte die Anwesenden, unter denen auch Gäste aus Schömberg, Stuttgart, Überlingen und Endingen waren. Karl Hoch aus Villingen beleuchtete in einem 15-minütigen Vortrag die Problematik des Fräsens beim Herstellen von Schemen, Larven und Masken. Dass auch in Villingen schon gefräst worden ist, obwohl es verpönt ist, konnte er eindrucksvoll mit
einem gefrästen Rohling untermauern. Dank des Einsatzes von Schnitzern aus Villingen und nicht zuletzt dem Brauchtumsausschuss der Villinger Narrozunft konnte aber eine Verbreitung von gefrästen Schemen bislang weitgehend unterbunden werden.
Die anwesenden Schnitzer Wöhrlin, Schmiechen, Kiffe, Faigle, Weishaar, um ein paar Namen zu nennen, sind sich darüber einig, dass die Villinger Schemenschnitzerkunst ausschließlich Handarbeit bleiben sollte. Nur eine handgeschnitzte Scheme lebt, hat eine eigene individuelle Ausstrahlung und kann daher von dem Träger beim Strählen richtig eingesetzt werden.

Danach zeigte Hoch die ersten Schemen von Schnitzern aus Villingen und Umgebung. Die Anwesenden konnten unter anderem eine Scheme eines Imster-Rollers bewundern, der aus der Werkstatt von Karl Bösinger stammt. Es wurden hauptsächlich glatte Narroschemen gezeigt, die von zeitgenössischen Schnitzern stammen. Allerdings konnte man in dieser Runde auch die ersten Schemen von Ackermann (Ölmüller) in Augenschein nehmen.

Friedhelm Riedlinger aus Schömberg hatte anschließend eine besondere Überraschung dabei. Er zeigte alte Filmdokumente.
Zunächst einen Film über den Narrensprung in Rottweil aus dem Jahre 1912. In den folgenden zwei Filmsequenzen wurden die Narrentreffen von 1930 und 1936 in Oberndorf und Rottweil gezeigt, wobei bei diesen Treffen auch Villinger Narros mit Altvillingerin, Butzesel mit Trieber und Wuescht vertreten waren. Zu guter Letzt hatte Riedlinger noch Auszüge aus dem Villinger Fasnetfilm von 1925.
Was in diesem Film besonders auffällig war, war, dass alle den Narro begleitenden Alt-villingerinnen Schemen getragen haben, um so die Anonymität des Narros zu gewährleisten. Wenn auch in dieser Zeit die Altvillingerin noch keine Holzscheme trug (die erste wurde 1935 von Wiedel geschnitzt), wäre es schön, wenn sich die Trägerinnen der Villinger Tracht an der Fasnet an diesen guten Brauch erinnern würden, meint man bei der Arbeitsgemeinschaft Villinger Fasnet.

Nach einer weiteren Pause wurden Schemen aus drei Jahrhunderten der Villinger Schnitzkunst gezeigt. Und zwar im wahrsten Sinne von A-Z, von Ackermann bis Zeilhofer. Zu Beginn dieser letzten Runde wurde das fachkundige Publikum von Peter Scheu ausdrücklich darauf hin-gewiesen, dass die ARGE Villinger Fasnet keine Wertungen der Schemen vornimmt. Die bleibt allein der Narrozunft vorbehalten.
Die Arbeitsgemeinschaft konnte aus den letzten 300 Jahren 80 Villinger Schnitzer identifizieren sowie zehn Schnitzer aus dem näheren Umland. Von diesen insgesamt 90 Schnitzern konnten an diesem Abend 53 vorgestellt werden. Eine solche Vielzahl an Schemenschnitzern wurde bislang in Villingen noch nicht gezeigt. Besonders hervorheben sollte man an dieser Stelle die Schemen von Domenikus Ackermann (Ölmüller) sowie eine Scheme von Martin Herman, die nachweislich 1753 geschnitzt wurde. Besondere Erwähnung verdient eine sogenannte Körner-Scheme, die auch Halbkreutzer-Scheme genannt wird. Diese Scheme befindet sich seit 1797 in Familienbesitz und somit kann diese Scheme zumindest diesem Datum zugeordnet werden. Der Name Halbkreutzer ist nicht näher definiert.

Nach der Vorstellung dieser unglaublichen Vielfalt konnten die Anwesenden die Schemen in gebührendem Abstand nochmals in aller Ruhe anschauen. Der Dank der Veranstalter galt den Familien und Personen, die die wertvollen Schemen zur Verfügung gestellt haben.

Die Arbeitsgemeinschaft Villinger Fasnet trifft sich in lockerer Form jeden letzten Freitag im Monat ab 20 Uhr im Nebenzimmer des Gasthauses Sudhaus in Villingen. Weitere Informationen unter www.narro.de