Schemeobed 2002 der Arbeitsgemeinschaft
Villinger Fasnet
Einmalige Schemen präsentiert. Höhepunkt war eine Narroscheme
von Martin Hermann!
Im vollbesetzten Gasthaus Jägerhaus in Villingen führte die
Arbeitsgemeinschaft Villinger Fasnet auch in diesem Jahr ihren schon fast
traditionellen Schemeobed durch.
Nach einer kurzen Begrüßung wurde das Lebenswerk zweier Villinger
Schemen-Schnitzer,
namentlich Lugen Wiedel und Walter Huger, vorgestellt.
Eugen Wiedel, so erfuhren die interessierten Zuhörer von Manfred
Hermle, hatte versucht, Schemen für einen größeren Teil
der Bevölkerung erschwinglich zu machen.
So experimentierte Wiedel nicht nur mit holzähnlichen Massen, sondern
goss im Jahr 1921 zehn Alu-Schemen. Eugen Wiedel sah jedoch, dass sich
dieses Material nicht eignete, da es zu schwer und zu kalt ist. Gleichwohl,
so wussten alte Villinger Narros zu berichten, sind noch heute Alu-Schemen
unterwegs. Weiterhin konnte festgestellt werden, dass Eugen Wiedel, im
Gegensatz zur offiziellen Meinung, 1935 die erste Holzscheme für
eine Alt-Villingerin geschaffen habe. Insgesamt hat Eugen Wiedel 100 Schemen
geschaffen. Er gehöre zu den Großen der Schnitzkünstler.
Karl Haas stellte dann den nicht ganz unumstrittenen Schemen-Schnitzer
Walter Huger vor. Huger hatte etwa 30 Schemen geschnitzt, wobei die genaue
Zahl nicht bekannt ist. Werner Huger, Sohn des Schnitzers, konnte dann
noch eine kleine Anekdote zu den Schemen erzählen.
Karl Hoch stellte im Zusammenhang mit den Schemen von Walter Huger die
Frage, ob es die
Wertung gute oder weniger gute Schemmen im Zusammenhang mit dem Begriff
Volkskunst gibt. Hoch machte in seinem Referat klar, dass es zu diesem
Thema mehr offene Fragen als Antworten gibt.
Danach wurde ein Schemenquiz durchgeführt, wobei die Zuhörer
27 Stück zu erraten hatten.
So waren Schemen von Bonndorf über Elzach, Endingen, Rottweil, Schömberg,
Triberg bis
hin zum Fossli aus der Schweiz zu sehen. Dass dies nicht ganz einfach
zu erraten war, zeigte das Ergebnis.
Auf jeden Fall war es für die Zuhörer äußerst interessant,
Schemen aus anderen Städten und
Landschaften zu sehen.
Nach einer Pause ging es mit zeitgenössischen Schnitzern, die zum
Teil anwesend waren, weiter. So wurden Werke von Kiffe, Schmiechen, Wöhrlin,
Schesnowski und Fehrenbach gezeigt.Im Anschluss daran wurden einmalige
alte Schemen gezeigt. Der erste Höhepunkt war eine Bartscheme die
den Glockengießer Grüninger im Portrait zeigt. Die Scheme wurde
von Friedrich Moser geschaffen.
Desweiteren wurde ein Surhebel von Moser gezeigt. Eine weitere Portrait-Scheme
war die des
Oberle-Seppel.
Weitere Highlights waren vier Narro-Schemen von D. Ackermann (Olmüller).
Von diesem Schnitzer war auch das sogenannte Olmüller-Murbele zu
sehen. Wohl die erste Darstellung einer weiblichen Fasnetgestalt in Villingen,
wobei die Meinungen auch dahin gehen, dass es sich um eine (Fasnet-)Theater-Scheme
handeln könnte.
Der absolute Höhepunkt war jedoch eine Narro - Scheme von Martin
Hermann, geschnitzt im
Jahre 1753. Die Jahreszahl konnte deswegen so genau festgemacht werden,
da in der Scheme
sowohl das Signum von Hermann als auch die Jahreszahl der Herstellung
eingeschnitzt war.
Martin Hermann (1690 bis 1765) war Kunstschreiner in Villingen, der im
übrigen das Chor-gestühl der Benediktinerkirche gestaltet und
geschnitzt hat. Dieses Chorgestühl befindet sich in reduzierter Form
heute im Münster in Villingen.
Desweiteren hat er den Turm der Benediktinerkirche entworfen und war maßgeblich
an der Bauleitung beteiligt. Desweiteren war Hermann Zunftmeister der
Bauleutezunft. Er hinterließ mit seinem Schaffen bleibende Werte
in Villingen. Seine Schemen zählen sicherlich zu den hervorragendsten
Werken, die von Villinuer Schnitzern je hervorgebracht worden sind.
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