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Hermann Hupfer - de „Stumpeschriener“

Hitt hommer bim Scheme-Obed jo s Hauptthema mit em „Riät“. De Grund do defir isch es seäzg-jährig‘ Jubiläum vu de „Riätvegl“. Dass es im „Riät“ ebbel scho urwüchsigi Liit gäe hett, des hemer hitt au scho g’hört und au scho gsenne. S sin Nämme g’falle wie Tschampedisi, Otto Armbruster und Walter Gentner. Und wenn mer a so Kerle denkt we de „Glaser-Moser“, de „Faller-Hugo“ oder de „Krach-Gregori“, no wird’s jedem iig’fleischte Villinger scho e weng warm ums Herz. Selbscht de bekannte Schemme-Schnitzer Friedrich Moser kunnt uus em „Riät“, und wer a so typische Uusdrück we Romäusturm, Spittelgarte oder Weschhänki denkt, der wird irgendwenn au e mol uff de „Stumpeschriener“ kumme, über den ich eich jetzt e weng vuzelle werr.
De „Stumpeschriener“ isch am 05.07. niizeh-hundert-zeä z Villinge i de Bäregass‘ uf d‘ Welt kumme. Sini Elterä waret de Roman und Karolina Hupfer, e geborene Hog. De „Stumpeschriener“ hett no e Schweschder mit Namme Hildegard g’hett. Als sich im Johr niizeh-hundert-niizeä d‘ Glegeheit ergäe hett, isch die ganz Familie Hupfer iis „Riät“ zogge, wo d‘ Großeltere scho e Huus g’hett honn.
Im „Riät“ hett de „Stumpeschriener“ sii Kinder- und Jugendziit vubroot, isch do z‘ Villinge uf d‘ Schuel gange und hett dann als vierzeä-jährige Kerli e Schrienerlehr‘ bi de Firma Gier i de Badgass‘ aag’fange. Die Lehr‘ hett er mit em G’sellebriäf abg’schlosse. Mer siäht uf dem Bild s‘ „Hupfer-Huus“ i de Riätgass‘ im Johr niizeh-hundert-fifezwonzg. Ganz oäge fers „Riät“ sind die Hiiser mit Dacherker, z‘ Villinge sait mer „Guggehisli“ dezue. Des Bild isch vum Villinger Wilfried Richter g’molt worre. Er isch de Sohn vu de Emilie Braitsch, des isch des junge Maidli i de Mitti.

Noch e baar Johr als G’sell hett de „Stumpeschriener“ welle ebbis Neis mache. Er hett sin Bündel packt und isch uf d Walz. Er isch sellmol bis gi Salzburg kumme, wo er siin Onkel Rudolf bsuecht hett. Wo er widder z‘ ruck war z‘ Villinge, hett er bi de Firma Rieschterer als Schriener aag’fange. Als dann d Weltwirtschaftskrise au Villinge vuwischt hett, hett de „Stumpeschriener“ sii Arbet vulore.
Er hett dann Arbet g’suecht und isch schliäßli z‘ Schwenninge bim Erwin Würthner g’landet. D‘ Firma Würthner isch hitt in eme ganz moderne G‘schäftshuus im Steinkirchring. De oä oder ander wird se villiicht kenne.
Am sibene-zwanzigschte-neunte niezeä-hundert-viredriißg hett de „Stumpeschriener“ siini Frau Monika g’hirote. D‘ Monika Hupfer isch e geborene Beck gsi und isch als junge Backfisch mit ere Familie Brachat vu Stette am kalte Markt gi Villinge kumme, wo se dann als Huusmaidli aag’schtellt war. Do z’ Villinge hett se de „Stumpeschriener“ kenneg’lehrt. Später war se bim bekannte Villinger Arzt Dokter Wilken als Huuswirtschafterin i Schtellung.
Uus de Ehe vum „Stumpeschriener“ und siire Frau sind insg’samt drei Kinder entsprunge:
De Siegfried, de Hermann und d‘ Irmgard.
Wo de Kriäg uusbroche isch, isch au de „Stumpeschriener“ iizogge worre. Er war bin ere Reserveeinheit vu de Kriegsmarine und isch Aafang fiife-vierzg in amerikanische G’fangeschaft kumme. D Amerikaner honnt de „Stumpeschriener“ schließli gi Belgie in e Arbeitslager g’schteckt, wo er hett miäße Zwangsarbet leischte.
Noch ere g’wisse Ziit i de G’fangeschaft hett de „Stumpeschriener“ sii Handwerk miäße unter Beweis schtelle, denn de am’rikanische Lagerkommandant hett im „Stumpeschriener“ de Ufftrag gäe, zum e original Schwarzwaldhiisli i Miniaturform z‘ baue. De „Stumpeschriener“ hett sich a d‘ Arbet g’macht und sich uubache aag’schtrengt, und s isch dann au wirkli e ganz schee Hiisli debi ruuskomme. Uff äll Fäll war seller Lagerkommandant mee wie z’fridde und do denoch isch dann zwische dene zwei Manne so ebbis we e Freundschaft entschtande. Als de Kriäg rum war und de „Stumpeschriener“ uus de G’fangeschaft entlasse worre isch, isch die Vubindung zu dem Offizier nit abg’risse, denn der Am‘rikaner hett de „Stumpeschriener“ i de fuffzger-Johr mol z‘ Villinge bsuecht.
Wo de „Stumpeschriener“ anne niine-vierzg sii Moäschterprüfung b’schtande hett, hett er i siim Wohnhuus i de Riätgass‘ zeä d‘ „Schrienerei Hupfer“ g’ründet, die‘s hitt no giit. Neb‘ dere Arbet und dem G’schäftli umtriebe wars fer de „Stumpeschriener“ au wichtig, zum en Uusgliich z‘ hann. Sellen hett er i de Villinger Vurein‘ g’funde: bi de Kolping, i de Zunft, bi de Miliz, bi de „Riätvögl“ als Riätbürgermoäschter und privat als Drehorgelspieler.
Im Johr niezeä-hundert-sechse-driißg isch er i d Miliz iitrete. Driißg Johr später, anne sibene-säezg, hett er dann de „Haase-Guschtel“ als Hauptmann abg’löst. Vor em „Haase-Guschtel“ war bekanntlich de „Kohle-Beck“ Miliz-Hauptmann. Uff dem Bild siäht mer die drei g’schtandene Herre:

De „Stumpeschriener“ hett drei fer ihn wichtige Hobbies g’hett:
Uhre, Drehorgle und Fasnet mache. Hobbies, wo sich im erweiterte Sinn guet honn konni mitenander vukuttle lau, denn bi de erschte Katerbefreiung vum Kater Miau us em Romäusturm hett er zemmit mit em Riätfrisör Otto Armbruster, de „Stampferle“, Drehorgel g’schpillt und so fer d‘ Unterhaltung vu de Liit g’sorgt.
S „Riät“ war sellmols scho e vuschworene Gemeinschaft wo g’wisst hett, we mer räet Villinger Fasnet macht. Und wo sich d „Rietvögl“ g’ründet honn, war de „Stumpeschriener“ naddirlich au mit debi. Er war au onner vu de Urheber vu de Wiederiiführung vu de Kinderfasnet im „Riät“. Des Bild wo ihr sennet isch oäs vu de erschte Fotos, uf dene mer d Wäschhenki im „Riät“ siäht, vorne links vor de Schrienerei Hupfer schtoht de „Stumpeschriener“ mit siire Drehorgel, umringt vun em huufe Kinder:

Uff em näschte Bild siäht mer vier Borgermoäschter:
Z erscht die drei erschte Riätborgermoäschter: de „Stumpeschriener“ links, dann stehend de „Tschampedisi“ Erwin Ummehofer, no kunnt de „Gold-Johann“ Johann Grießhaber und räets danne de damalig‘ OB. Des Bild isch anne drei-e-aazg bim 25-jährige Jubiläum vu de „Riätvegl“ grad do hanne im Münschterzentrum ufg’nomme worre:

Ihr sennets selber: a de Fasnet war de „Stumpeschriener“ i siim Element. Er hett es sich nit näe lau, a de „Villinger Hohe Dääg“ meemols s Häs zum Wäesle. War er am Fasnetsunntig de „Riätborgermoäschter“, no isch er am Fasnetmentig als Hauptmann i Miliz-Uniform vorne nuus marschiert. Am Fasnetdinschtig hett’s dann miäße gottig gau: wo ner mit de Miliz durchs Riättor durch war, isch er im Stechschritt durch d Aalage z‘ruck iis „Riät“, dert hett er sich g’schwind umzogge, um dann wieder als „Riätborgergmoäschter“ bi de „Riätvegl“ uff de „Kutsch‘“ mit z‘ fahre.
Des älles isch naddirlich nit ohne d Unterstützung vu siire Frau gange, wo bi de Riätwieber die Groß Trumml g’schlage hett. Sie hett ihm miäße über d Fasnet ebbl en huufe Häser, Hemder und Tschoope naa rischte, damit des ganz Ding au reibungslos hett ablaufe kinne:

I siim Beruäf als Schriiner isch de „Stumpeschriener“ vu ällem als Fachmaa fers Herrichte vu alte Möbel bekannt gsi. Im Johr niezäe-hundert-oäne-sibbezg hett er sii Werkstatt uusg’siedlet - s Huus i de Riätgass isch vu de Stadt im Zug‘ vu de Riätsanierung uffkauft und reschtauriert worre. Wie schee sich des Hiisli hitt giit, des senne mer do uf dem Bild.

Obwohl de „Stumpeschriener“ i de Villinger Vureinswelt vuwurzlet war, war ihm sii Familie s höchschte Gut. Vu älle Dinge de Summerurlaub mit ällene Familie-Mitglieder und mit de Enkel i de Ortschaft Steeg im Lechtal in Tirol war ebbl ebbis Bsunders. Insg’samt sechs Enkelkinder waret schliäßli de ganze Schtolz vum „Stumpeschriener“.
Weller Kerle hett nit scho mol devu troomt, am Fasnetmentig-Morge zemme mit siim Großvatter bim Umzug bi de Miliz mit z marschiere? Siim Enkel Peter isch des a de Fasnet niezäe-hundert-dreie-sibbezg ermeglicht worre.

Stichwort Kinder: Mit denne hetts de „Stumpeschriener“ bsunders guet kinne. No i de Sibzger-Johr war es ebbis Uußerg’wehnlichs, wenn de „Stumpeschriener“ a de Fasnet am Schtroßerand g’schtande isch und mit siire Drehorgel onn Gassehauer ab em andere rabg’schpuelt hett. Die doäle Kinder honn au selber mol am Dribbl drille dirfe, wenn se de „Stumpeschriener“ heflich gfroget honn. Und er hett selte Nai gsait!

De „Stumpeschriener“ war en gläubige und zielstrebige Mensch, er war e Respektsperson und sii Wort und sii Meinung waret ebbis wert im Städtle. Er war fer sii Ziit en großg’waasene Maa vun eme Meter-aatzg - alloä scho des hett ihm e dementsprechendes Erscheinungsbild und e g’wisse Autorität vuliehe. Dass er do dezue aber vu ällem „Mensch“ war, zoäget die folgende Rabbedizle:
De „Stumpeschriener“ isch äll Sunntig iis Münschter i d Kirch gange. Do debi isch er immer vu siim Kater - er hett en „De Buele“ gnennt - begleitet worre. Wo de „Stumpeschriener“ zum Huus nuus isch, hett er sich naddirlich en Stumpe aa’brennt. Der Stumpe war aber z lang fer de Wäeg vu de Riätgass bis zum Münschter, also hett de „Stumpeschriener“ de Stumpe uusg’macht und hett en rechts nebem Münschterportal uf en Absatz g’lait. Siin Kater hett i dere Ziit vor de Stadt-Apothek‘ uff en g’wartet - und als d Kirch rum war, no hett de „Stumpeschriener“ seller Stumpe widder aa’brennt und „De Buele“ isch mit em zemme homm g’wacklet.
Obwohl de „Stumpeschriener“ en G’schäftsmaa war und vu Beruäfs wege au in höhere Kreis‘ vukehrt hett, hett ers mit em Hochdeutsche nitt so g’hett. Wo siin Sohn Siegfried bin eme Gebortstag sii Freundin Maria - „s‘ Mariele“ - mitbroot hett und selli ihrem künftige Schwiegervatter hett gratuliere welle, hett de „Stumpeschriener“ zu ihre gsait: „Du derfsch jetzt „Du“ zu mir sagge!“ Und wo „s‘ Mariele“ e baar Monät später schwanger worre isch, hett de „Stumpeschriener“ se in ere ruhige Minut zu sich g’nomme, hett se zärtlich g’hebbt und ihre iis Ohr g’flüschderet: „Hoffentlich giits Zwei!“
Wo de „Stumpeschriener“ sii Schrienerei anne Achte-sibbezg a siin Sohn Siegfried übergäe hett, no hett er mee Ziit g’hett fer sii Uhresammlung. Er isch dann regelmäßig i de Kär i‘s Werkschtättli nab, wo er siini Uhre ebbl selber repariert hett.
Er hett e Sammlung umtribbe, selli war echt ebbis bsunders:
Spieluhre, mechanische Uhre, Flöteuhre und Schwarzwalduhre hetts do gäe und sogar Reglateur und Standuhre. Die Uhresammlung isch ebbl no i Familie-Besitz.
Anne Vier-et-aazg hett de „Stumpeschriener“ mit siire Frau die Goldig Hoozig fiire derfe, und zwar im Brueder-Klaus do z Villinge. Noch de Mess‘ isch es Jubelpaar mit eme Vier-Spänner vum Riegger-Manfred gi Oberesche i d „Sunne“ g’fahre, wo mer groß gfiiret hett:

„Stumpeschriener“ - woher der Namme kunnt, bruuch ich eigentlich nimmi erkläre. Ihr honnts selber gsenne: wenn onner vu Beruäf Schriener isch und siin Stumpe praktisch ebbl im Muul hett, isch des offesichtlich.
Siini Stumpe hett de „Stumpeschriener“ übrigens regglmäßig im Dubakware-Gschäftli vum „Hoge-Seppl“ i de Färberstroß kauft. Und wenn de „Stumpeschriener“ im Urlaub war, no hett er vu dort au immer e baar Stumpe als Krämli mit homm broot. Ohne Stumpe isch‘s halt nitt gange, er war siin ständige Begleiter, au wenn er se oftmols mee g‘sugglet hett we g’raucht.
D Fasnet Niezeä-hundert-sechse-aazg hett dann sii letzschte Fasnet si solle, denn am Karfritig i sellem Johr, s war de achte-zwanzigscht März, isch de „Stumpeschriener“ g’schtorbe. Wo er noch em Mittagesse sich hett welle uf de Wäeg zum Friedhof mache, hett en im Treppehuus e Schlägli vuwischt. Er isch d Stege nabkeit und mit siim Kopf uuglücklich an e Eck naa g’schlagge. Mer hett no de Notarzt g‘riäft und de „Stumpeschriener“ iis Krankehuus brot, wo er geg de Fünfi jedoch vuschtorbe isch: sii Uhr war abg’loffe.
Bi de Beerdigung e baar Däg später waret dann älli Vurein aawesend, um ihm s letzschte Geleit z gebe: Miliz, Narrozunft, Kolping, Riätvögl. Sogar en Reisebus mit ere Abordnung uus Steeg im Lechtal isch extra kumme, des isch der Ort, wo de „Stumpeschriener“ immer im Urlaub war.
Au wenn de „Stumpeschriener“ scho über driißg Johr doot isch, isch siin Charakter ebbl no lebbig, denn siin Sohn, de Hupfer-Siegfried, hett siin Vadder in eme wunderschöne Suribel vuewigt. En wiitere Suribel mit em Konterfei vum „Stumpeschriener“ hett de Schnitzer Karl Bösinger g’schaffe:

 

Wenn morge i drei Woche am Fasnetsamschtig im „Riät“ d Wesch uffg’henkt wird, no wird sich de oä oder ander „Riätvogl“ mit Sicherheit au a de „Stumpeschriener“ erinnere. Wenn dem so isch, no honn ich hitt Obed mit miim Beitrag über s Villinger Original Hermann Hupfer, dem mer ebbl „Stumpeschriener“ gsait hett, älles räet g’machet.

Ju-hu-hu !!! Harald Schmidt, 09.01.2018