Anfang // Themen// Schemeobed 2017
 

D‘ Schemme

Hit Obed hommer jo Scheme-Obed , und wege dem sind ihr eigentlich jo au kumme: zum die scheene, us Holz g’schnitzte Kunschtwerk ‘aaz’gucke. Jetzt isch es aber so, dass es z‘ Villinge nitt nu Scheme us Holz giit, sondern es hett au mol en Maa gäe, zu dem hett mer xait „D‘ Schemme“. Und über den Maa will ich eib jetz e weng vuzelle.
Erhard Fleig, so hett der Kerle mit richtigem Name g’hoäßä, isch am 2. Feber anne 1921 z‘ Villinge uff d‘ Welt kumme. Wege sim markante G’sichts-Usdruck hett mer em aber nu „D‘ Schemme“ xait.
„D‘ Schemme“ war ausschließlich Musiker und Komponischt, s hett kumm e Feschtle z’Villinge gäe, wo n er nitt mit sire Quetsche oder mit de elektrische Orgel g’schpillt hett. Und mit dem Geld, wa in sin uffg’schtellte Huet g’schmisse worre isch, hett er si bescheidenes Uskumme g’hett.
„D‘ Schemme“ war en seltsame Kauz, der mit em Lebbe eigentlich uff Kriegsfueß war. Ere g’regelte Arbet im klassische Sinn isch er selte nochgange. Selli, wonn en no kennt honn, sagget über enn, er war en Sonderling, en Unbequeme und wenn über ihn g’schwätzt worre isch, no sind so Sätz g’falle we: „ Der hett doch en Schprung i de Schüssel!“ oder „Der isch nitt ganz bachä!“. Er war halt „D‘ Schemme“ - en Sauertopf, en Griesgram, kurzum: er war eigentlich s‘ typische Bild vun eme klassische Suribel.
Doch wer „D’Schemme“ näher kennt hett, wer zu n em durchdrunge isch und wer sin Freund war - sin beschte Freund war übrigens de „Eiermaa“ - der hett en au vun ere andere Siite kennelehre derfe. Denn er hett nemmlich au warmherzig, zuvorkommend und au durchaus freundlich si kinne.
Leider hett’s es Lebe mit em nitt guet g’mont. Er war halt oner, der sich überhaupt nitt hett welle ii- oder unterordne. Und genau die Iischtellung spieglet sich in sine Lieder wieder, die er komponiert hett. Mit so schräge Titel we „Baader-Meinhof-Song“, „Hymne der Säufergilde“ oder „Mördersong“, alli abdruckt i sim „Xangbuech fer Individualischte“, isch er sin Weg gange. Und sin Weg war kennzoächnet durch sine Liebe zu de Musik, des war nemmlich die oäzig erfüllte Liebe, die er g’hett hett.
E kleines Highlight isch des Lied Nr. 7. Bi sellem Lied hört mer de Xang vum Werner Hirt, den die meischte Villinger nu als „Tschäbet“ kennet. „De Tschäbet“ hett noch em Tod vum „Schanko“ bekanntlich de Platz als dritte Spittelsänger iig’nomme. Des Lied isch übrigens i de Studios vo MPS do z‘ Villinge uffg’nomme worre. Schee isch au, das mer une rechts die Original-Unterschrift vu „De Schemme“ sieht. Wenn ebber die Lischte mol genauer aagucke will, kaa er gern am Schluß vum Scheme-Obed zu mir kumme. Doch jetzt z’ruck zum Vortrag!
Mit de Fraue hett er’s degege nitt so kinne. In Gedenke an e vuflossene Liebe hett er des Lied mit Namme „Erika“ komponiert - e Lied, des hitt no im Archiv vum SWR z‘ finde isch und vu dene Tantieme er sin b’scheidene Lebensunterhalt hett beschtreite kinne. Fuer e weitere vuflossene Lieb‘ hett er de „Beguine für Helga“ g’schribbe, und „Helga“ hett au sin Waschsalo g’hoäße, doch do demit hett er koä Glick g’hett. Des G’schäft mit Wesch wäsche war schneller wieder vubei, als es no gar nitt räet aag’loffe war. Sin Charakter, kennzoachnet durch Eigebrötlerei und nitt-anpassungsfähig, hett unter anderem sis dezue due, dass der Waschsalo de Bach nab isch.
En weitere Versuech, mit eme G’schäft Fueß z’fasse, war e Wirtschäftle mit Name „Grinzingstuben“, doch vu de Stadt hett
„D’ Schemme“ sellmol koa Konzession kriägt. Wahrscheinlich honnt die Stadtobere scho im Vorfeld g’wißt, dass des nint werre ka, und so honnt se ihm des G’schäft vuwehrt.
„D‘ Schemme“ isch uffg’waase im „Rosegässle“, und die Doale honnt au zu ihm „De Rosegässle-Fox“ xait, well er ebbl am Samschtigmittag mit sim Akkordeon „Weiße Rosen aus Athen“ zum Fenschter nuus g’schpillt hett: sellmols ä Zoache fer elli Nochbore ums Stirzle rum, dass jetzt s‘ Woche-End fällig isch. Im Rosegässle hett er im Huus vu sine Eltere g’lebt. Als sin Vater g’schtorbe isch, hett sich si Muetter um en kümmert. Si Muetter hett au rechtzeitig aag’leieret, dass no zu ihre Lebbziite s’ Huus vukauft worre isch, vubunde mit eme lebenslange Wohnrecht fuer ihren Sohn. Sie hett nemmlich g’wisst, dass ihr Sohn so sine Probleme mit em Lebbe hett und sie ihm uff dem schtoanige Weg helfe muess, so lang se no kaa.
Des isch dann au sowiit guet gange, bis „D’Schemme“ mol an eme iskalte Winter-Daag ag’fange hett, de Holzbodde zum Rusriiße, damit er wenigschtens e weng Holz fer de Ofä hett, weil er koa Geld g’hett hett fer Heizmat’rial. Au des war
„D‘ Schemme“: en Pragmatiker, en Macher, der nitt lang überlegt hett. Doch do demit war si Schicksal praktisch endgültig besiegelt. De Eigetümer vum Elterehuss hett des mit dem rusgrissene Bodde mitkriägt und hett „De Schemme“ do druff ä Abschtands-Summe botte, damit er uus de Hoamet nuusgoht. Und so isch „D‘ Schemme“ mit sim bescheidene Huusrot - aageblich hett älles, wan er g’hett hett, i 2 Köffer passt - nüber i „s’ Goldgruebe-Gässle“ zogge in e städtisch‘ Huus.
Endstation Sozialfall.
A de Fasnet hett’s „D‘ Schemme“ ebbl krache lau, wenn er i si geliebtes Glonkihäs g’schlüpft isch. Mit Quetschkommod‘ am Maa, riesegroße Zipfelkapp‘ uff em Birzel und im wiiß-blaue G’wand hett er sini Glonkis aag’führt. Jo, bi de Glonkis, dert war e dehomm. Des war oefach sin Verein, si Refugium, dert isch er uffblüht. Sini Glonki-Plembe, die er huufewiis kriagt hett, waret fuer ihn we en kleine Schatz, der em vill bedeutet hett. Und als Dank defir hett er des z’ruck gäe, wan er am beschte kinne hett: Komponiere und Musikmache!
Als Vutoner vu zahlreiche hoametliche Vers‘ vum bekannte Hoemetdichter Hans Hauser hett sich „D‘ Schemme“ z‘ Villinge en Name g’macht. So bekannte Liedle we „s‘ Rietvogl-Lied“ oder „De Glonki-Schunkelwalzer“ entstammet sire musikalische Feder. Und genau selli Kompositione honnt „D‘ Schemme“ zu dem g’macht, wa er e Lebdaag niä hett si welle: e Original!

Doch er hett sis dezue due, idem er sin bürgerliche Name Erhard Fleig abg’legt hett, denn im Telefon-Buech isch g’schtande: „Schemme, Goldgrubengasse 21“. Obwohl er a de Fasnet immer s‘ Zentrum bi de Glonkis war und au sunscht sich en huufe Liit um en rumm g’schaart honn, wenn er mit sire Musik fuer Schtimmung g’sorgt hett, war „D‘ Schemme“ eigentlich en einsame Mensch. So einsam, wen er g’lebbt hett, so einsam isch er dann am 21.03.1989 praktisch au g’schtorbe. Er, wo so en huufe Liit mit sire Musik ä Freid g’machet hett, hett fascht unbemerkt vu sire Umwelt, si letzschte Reis‘ aa’trete.
De oazig Mensch, wo au a der Moment denkt hett, war wiederum si Muetter, denn uff em Grabschtoä vum Familie-Grab vu de Sippe Fleig isch bereits gschtande: „Erhard Fleig, 1921 bis ……“ “.
Wer woäß, wenn si Modder des nitt vufügt hett, no wär „D’Schemme“ wahrscheinlich sang- und klanglos in eme anonyme Sozialgrab verschwunde. Mit „De Schemme“ hett Villinge sellmol oas vu sire letzschte Originale verlore. Villinge, jo, des war fuer „D‘ Schemme“ de Nabel vu de Welt und die Mauere, Tor‘ und Türm‘ waret fuer enn s‘ Gröschte. Do hett er g’lebbt, do hett er g’wirkt, do hett er Musik g’macht und do hett mer en schließlich au begrabe.
Die Doale sagget, er war e verkanntes Musikgenie, andere wiederum sagget, sini Liedle honn s‘ Niveau vun ere simple Biergarte-Musik selte übertroffe. S isch bin em so gsi, wie im richtige Lebbe halt au: Die Oane sagget so, die Andere sagget so! Am 21. März anne ‘89 isch „D‘ Schemme“, we xait, schließlich g’schtorbe. I de Tagespresse sind noch sim Tod diverse Anzeige erschiene. Unter anderem honnt d‘ Glonkis sellmol im Südkurier en bewegende Nochruef abdrucke lau, unterschribbe vum Vorschtand, vum Elferrot und vum Große Rot. De Johrgang 1920/21 hett sich am Daag vu sire Beerdigung, s war de 23. März 1989, vor de Friedhof-Kapell‘ troffä, um „D‘ Schemme“ gemeinsam uff sim letzschte Weg z‘ begleite.
Hitt z‘ Daag isch „D‘ Schemme“ fascht vergässe, fascht konner erinnert sich me bewusst an en. Wenn bi de Fasnetsuche vu de Glonkis am Fasnet-Sunntig-Obed vor em Bicke-Tor uus de Lautschprecher s‘ Glonkilied erklingt, wisset die wenigschte vu dene huffe Liit, wo sich dert versammlet honn und begeischtert mitsinget, dass d‘ Melodie vu dem scheene Fasnet-Liedle vu „De Schemme“ stammt.
Und so isch es au nitt verwunderlich, dass die Wenigschte wisset, dass „D‘ Schemme“ eigentlich mit richtigem Namme Erhard Bruno Fleig g’hoaße hett und vu Beruf g‘ lernte Muurer war.
Ich wär nu‘ am End mit mine Usführunge über „D‘ Schemme“. Mit dem Vortrag hitt Obed honn ich der seltsam‘ Maa welle wieder in Erinnerung ruefe und hoff‘, s war wenigschtens e klei weng int’ressant für euch und ich honn euch do demit e Freud‘ mache kinne.

Dank‘ schee fuers Zuhöre und fuer d‘ Uffmerksamkeit !

Ju - hu - hu !!!!

Im Jänner 2017, Harald Schmidt, Arbeitsgemeinschaft Villinger Fasnet