D
Schemme
Hit Obed hommer jo Scheme-Obed , und wege
dem sind ihr eigentlich jo au kumme: zum die scheene, us Holz gschnitzte
Kunschtwerk aazgucke. Jetzt isch es aber so, dass es z
Villinge nitt nu Scheme us Holz giit, sondern es hett au mol en Maa gäe,
zu dem hett mer xait D Schemme. Und über den Maa
will ich eib jetz e weng vuzelle.
Erhard Fleig, so hett der Kerle mit richtigem Name ghoäßä,
isch am 2. Feber anne 1921 z Villinge uff d Welt kumme. Wege
sim markante Gsichts-Usdruck hett mer em aber nu D Schemme
xait.
D Schemme war ausschließlich Musiker und Komponischt,
s hett kumm e Feschtle zVillinge gäe, wo n er nitt mit sire
Quetsche oder mit de elektrische Orgel gschpillt hett. Und mit dem
Geld, wa in sin uffgschtellte Huet gschmisse worre isch, hett
er si bescheidenes Uskumme ghett.
D Schemme war en seltsame Kauz, der mit em Lebbe eigentlich
uff Kriegsfueß war. Ere gregelte Arbet im klassische Sinn
isch er selte nochgange. Selli, wonn en no kennt honn, sagget über
enn, er war en Sonderling, en Unbequeme und wenn über ihn gschwätzt
worre isch, no sind so Sätz gfalle we: Der hett doch
en Schprung i de Schüssel! oder Der isch nitt ganz bachä!.
Er war halt D Schemme - en Sauertopf, en Griesgram,
kurzum: er war eigentlich s typische Bild vun eme klassische Suribel.
Doch wer DSchemme näher kennt hett, wer zu n em
durchdrunge isch und wer sin Freund war - sin beschte Freund war übrigens
de Eiermaa - der hett en au vun ere andere Siite kennelehre
derfe. Denn er hett nemmlich au warmherzig, zuvorkommend und au durchaus
freundlich si kinne.
Leider hetts es Lebe mit em nitt guet gmont. Er war halt oner,
der sich überhaupt nitt hett welle ii- oder unterordne. Und genau
die Iischtellung spieglet sich in sine Lieder wieder, die er komponiert
hett. Mit so schräge Titel we Baader-Meinhof-Song, Hymne
der Säufergilde oder Mördersong, alli abdruckt
i sim Xangbuech fer Individualischte, isch er sin Weg gange.
Und sin Weg war kennzoächnet durch sine Liebe zu de Musik, des war
nemmlich die oäzig erfüllte Liebe, die er ghett hett.
E kleines Highlight isch des Lied Nr. 7. Bi sellem Lied hört mer
de Xang vum Werner Hirt, den die meischte Villinger nu als Tschäbet
kennet. De Tschäbet hett noch em Tod vum Schanko
bekanntlich de Platz als dritte Spittelsänger iignomme. Des
Lied isch übrigens i de Studios vo MPS do z Villinge uffgnomme
worre. Schee isch au, das mer une rechts die Original-Unterschrift vu
De Schemme sieht. Wenn ebber die Lischte mol genauer aagucke
will, kaa er gern am Schluß vum Scheme-Obed zu mir kumme. Doch jetzt
zruck zum Vortrag!
Mit de Fraue hett ers degege nitt so kinne. In Gedenke an e vuflossene
Liebe hett er des Lied mit Namme Erika komponiert - e Lied,
des hitt no im Archiv vum SWR z finde isch und vu dene Tantieme
er sin bscheidene Lebensunterhalt hett beschtreite kinne. Fuer e
weitere vuflossene Lieb hett er de Beguine für Helga
gschribbe, und Helga hett au sin Waschsalo ghoäße,
doch do demit hett er koä Glick ghett. Des Gschäft
mit Wesch wäsche war schneller wieder vubei, als es no gar nitt räet
aagloffe war. Sin Charakter, kennzoachnet durch Eigebrötlerei
und nitt-anpassungsfähig, hett unter anderem sis dezue due, dass
der Waschsalo de Bach nab isch.
En weitere Versuech, mit eme Gschäft Fueß zfasse,
war e Wirtschäftle mit Name Grinzingstuben, doch vu de
Stadt hett
D Schemme sellmol koa Konzession kriägt. Wahrscheinlich
honnt die Stadtobere scho im Vorfeld gwißt, dass des nint
werre ka, und so honnt se ihm des Gschäft vuwehrt.
D Schemme isch uffgwaase im Rosegässle,
und die Doale honnt au zu ihm De Rosegässle-Fox xait,
well er ebbl am Samschtigmittag mit sim Akkordeon Weiße Rosen
aus Athen zum Fenschter nuus gschpillt hett: sellmols ä
Zoache fer elli Nochbore ums Stirzle rum, dass jetzt s Woche-End
fällig isch. Im Rosegässle hett er im Huus vu sine Eltere glebt.
Als sin Vater gschtorbe isch, hett sich si Muetter um en kümmert.
Si Muetter hett au rechtzeitig aagleieret, dass no zu ihre Lebbziite
s Huus vukauft worre isch, vubunde mit eme lebenslange Wohnrecht
fuer ihren Sohn. Sie hett nemmlich gwisst, dass ihr Sohn so sine
Probleme mit em Lebbe hett und sie ihm uff dem schtoanige Weg helfe muess,
so lang se no kaa.
Des isch dann au sowiit guet gange, bis DSchemme mol
an eme iskalte Winter-Daag agfange hett, de Holzbodde zum Rusriiße,
damit er wenigschtens e weng Holz fer de Ofä hett, weil er koa Geld
ghett hett fer Heizmatrial. Au des war
D Schemme: en Pragmatiker, en Macher, der nitt lang
überlegt hett. Doch do demit war si Schicksal praktisch endgültig
besiegelt. De Eigetümer vum Elterehuss hett des mit dem rusgrissene
Bodde mitkriägt und hett De Schemme do druff ä Abschtands-Summe
botte, damit er uus de Hoamet nuusgoht. Und so isch D Schemme
mit sim bescheidene Huusrot - aageblich hett älles, wan er ghett
hett, i 2 Köffer passt - nüber i s Goldgruebe-Gässle
zogge in e städtisch Huus.
Endstation Sozialfall.
A de Fasnet hetts D Schemme ebbl krache lau, wenn
er i si geliebtes Glonkihäs gschlüpft isch. Mit Quetschkommod
am Maa, riesegroße Zipfelkapp uff em Birzel und im wiiß-blaue
Gwand hett er sini Glonkis aagführt. Jo, bi de Glonkis,
dert war e dehomm. Des war oefach sin Verein, si Refugium, dert isch er
uffblüht. Sini Glonki-Plembe, die er huufewiis kriagt hett, waret
fuer ihn we en kleine Schatz, der em vill bedeutet hett. Und als Dank
defir hett er des zruck gäe, wan er am beschte kinne hett:
Komponiere und Musikmache!
Als Vutoner vu zahlreiche hoametliche Vers vum bekannte Hoemetdichter
Hans Hauser hett sich D Schemme z Villinge en
Name gmacht. So bekannte Liedle we s Rietvogl-Lied
oder De Glonki-Schunkelwalzer entstammet sire musikalische
Feder. Und genau selli Kompositione honnt D Schemme
zu dem gmacht, wa er e Lebdaag niä hett si welle: e Original!
Doch er hett sis dezue due, idem er sin bürgerliche Name Erhard Fleig
abglegt hett, denn im Telefon-Buech isch gschtande: Schemme,
Goldgrubengasse 21. Obwohl er a de Fasnet immer s Zentrum
bi de Glonkis war und au sunscht sich en huufe Liit um en rumm gschaart
honn, wenn er mit sire Musik fuer Schtimmung gsorgt hett, war D
Schemme eigentlich en einsame Mensch. So einsam, wen er glebbt
hett, so einsam isch er dann am 21.03.1989 praktisch au gschtorbe.
Er, wo so en huufe Liit mit sire Musik ä Freid gmachet hett,
hett fascht unbemerkt vu sire Umwelt, si letzschte Reis aatrete.
De oazig Mensch, wo au a der Moment denkt hett, war wiederum si Muetter,
denn uff em Grabschtoä vum Familie-Grab vu de Sippe Fleig isch bereits
gschtande: Erhard Fleig, 1921 bis
.
Wer woäß, wenn si Modder des nitt vufügt hett, no wär
DSchemme wahrscheinlich sang- und klanglos in eme anonyme
Sozialgrab verschwunde. Mit De Schemme hett Villinge sellmol
oas vu sire letzschte Originale verlore. Villinge, jo, des war fuer D
Schemme de Nabel vu de Welt und die Mauere, Tor und Türm
waret fuer enn s Gröschte. Do hett er glebbt, do hett
er gwirkt, do hett er Musik gmacht und do hett mer en schließlich
au begrabe.
Die Doale sagget, er war e verkanntes Musikgenie, andere wiederum sagget,
sini Liedle honn s Niveau vun ere simple Biergarte-Musik selte übertroffe.
S isch bin em so gsi, wie im richtige Lebbe halt au: Die Oane sagget so,
die Andere sagget so! Am 21. März anne 89 isch D
Schemme, we xait, schließlich gschtorbe. I de Tagespresse
sind noch sim Tod diverse Anzeige erschiene. Unter anderem honnt d
Glonkis sellmol im Südkurier en bewegende Nochruef abdrucke lau,
unterschribbe vum Vorschtand, vum Elferrot und vum Große Rot. De
Johrgang 1920/21 hett sich am Daag vu sire Beerdigung, s war de 23. März
1989, vor de Friedhof-Kapell troffä, um D Schemme
gemeinsam uff sim letzschte Weg z begleite.
Hitt z Daag isch D Schemme fascht vergässe,
fascht konner erinnert sich me bewusst an en. Wenn bi de Fasnetsuche vu
de Glonkis am Fasnet-Sunntig-Obed vor em Bicke-Tor uus de Lautschprecher
s Glonkilied erklingt, wisset die wenigschte vu dene huffe Liit,
wo sich dert versammlet honn und begeischtert mitsinget, dass d
Melodie vu dem scheene Fasnet-Liedle vu De Schemme stammt.
Und so isch es au nitt verwunderlich, dass die Wenigschte wisset, dass
D Schemme eigentlich mit richtigem Namme Erhard Bruno
Fleig ghoaße hett und vu Beruf g lernte Muurer war.
Ich wär nu am End mit mine Usführunge über D
Schemme. Mit dem Vortrag hitt Obed honn ich der seltsam Maa
welle wieder in Erinnerung ruefe und hoff, s war wenigschtens e
klei weng intressant für euch und ich honn euch do demit e
Freud mache kinne.
Dank schee fuers Zuhöre und fuer d Uffmerksamkeit !
Ju - hu - hu !!!!
Im Jänner 2017, Harald Schmidt, Arbeitsgemeinschaft
Villinger Fasnet
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